Bearbeiten von Al-Hakim

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== Kalif al-Hakim und die Zerstörung der Grabeskirche ==
== Kalif al-Hakim und die Zerstörung der Grabeskirche ==
=== Herkunft und Regierung ===
=== Herkunft und Regierung ===
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Al-Hakim war der dritte fatimidische Herrscher von Ägypten und insgesamt der sechste fatimidische Kalif. Er folgte als Elfjähriger seinem Vater al-Aziz auf dem Thron und stand daher zunächst unter der Fuchtel verschiedener Regenten. Im Jahre 1000 brachte er jedoch seinen Wesir Bardschawan eigenhändig um und trat als Fünfzehnjähriger die Selbstherrschaft an. Seine Mutter war eine orthodoxe Christin; ihre Brüder Orestes und Arsenios waren nacheinander die Patriarchen von Jerusalem.
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Al-Hakim war der dritte fatimidische Herrscher von Ägypten und insgesamt der sechste fatimidische Kalif. Er folgte als Elfjähriger seinem Vater al-Aziz auf dem Thron und stand daher zunächst unter der Fuchtel verschiedener Regenten. Im Jahre 1000 brachte er jedoch seinen Wesir Bargawan eigenhändig um und trat als Fünfzehnjähriger die Selbstherrschaft an. Seine Mutter war eine orthodoxe Christin; ihre Brüder Orestes und Arsenios waren nacheinander die Patriarchen von Jerusalem.
Das fatimidische Reich erstreckte sich damals von [[Algerien]] bis [[Arabien]] und vom ersten [[Nil]]-Katarakt bis [[Syrien]], eine direkte Herrschaft konnten die selbsternannten Kalifen jedoch nur in Ägypten selbst und in Teilen des [[Heiliges Land|Heiligen Landes]] ausüben. Al-Hakim war eine widersprüchliche Persönlichkeit. Einerseits zeigte er sich sehr volksnah und den Bedürfnissen seiner Untertanen gegenüber aufgeschlossen und förderte in hohem Maße die Wissenschaften, andererseits versuchte er aber auch, wechselnde religiöse Reformen durchzuführen und den fiskalischen Druck zu erhöhen, und zeigte sich seinen Ministern und Mitarbeitern gegenüber extrem misstrauisch (kaum einer seiner Wesire starb eines natürlichen Todes).
Das fatimidische Reich erstreckte sich damals von [[Algerien]] bis [[Arabien]] und vom ersten [[Nil]]-Katarakt bis [[Syrien]], eine direkte Herrschaft konnten die selbsternannten Kalifen jedoch nur in Ägypten selbst und in Teilen des [[Heiliges Land|Heiligen Landes]] ausüben. Al-Hakim war eine widersprüchliche Persönlichkeit. Einerseits zeigte er sich sehr volksnah und den Bedürfnissen seiner Untertanen gegenüber aufgeschlossen und förderte in hohem Maße die Wissenschaften, andererseits versuchte er aber auch, wechselnde religiöse Reformen durchzuführen und den fiskalischen Druck zu erhöhen, und zeigte sich seinen Ministern und Mitarbeitern gegenüber extrem misstrauisch (kaum einer seiner Wesire starb eines natürlichen Todes).
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Zu den religiösen Experimenten al-Hakims zählte eine jahrelange Bedrückung der christlichen Bevölkerungsmehrheit (etwa von 1008 bis 1020). Er ließ Kirchen einreißen, zwang christliche Beamte zur Konversion oder Ausreise, dekretierte das Tragen eines gut sichtbaren Kreuzes als Erkennungsmerkmal und erhöhte die Abgaben der Christen. Diese Politik war insofern heikel, als das allgemeine Staatswesen Ägyptens zu jener Zeit in hohem Maße auf die Kopten angewiesen war. Nicht alle seiner Maßnahmen jedoch sind singulär unter seiner Herrschaft zu finden oder rein religiös motiviert, weshalb man von keiner speziellen "Hakimschen Christenverfolgung" reden kann. Zum Ende seines Lebens machte er diese Maßnahmen jedenfalls fast alle rückgängig, ließ die Kirchen und Klöster wieder aufbauen und erstattete den konfiszierten Besitz zurück. Unter seinem Sohn und Nachfolger az-Zahir wurden auch die restlichen Restriktionen bald nach seinem Regierungsantritt 1021 aufgehoben.
Zu den religiösen Experimenten al-Hakims zählte eine jahrelange Bedrückung der christlichen Bevölkerungsmehrheit (etwa von 1008 bis 1020). Er ließ Kirchen einreißen, zwang christliche Beamte zur Konversion oder Ausreise, dekretierte das Tragen eines gut sichtbaren Kreuzes als Erkennungsmerkmal und erhöhte die Abgaben der Christen. Diese Politik war insofern heikel, als das allgemeine Staatswesen Ägyptens zu jener Zeit in hohem Maße auf die Kopten angewiesen war. Nicht alle seiner Maßnahmen jedoch sind singulär unter seiner Herrschaft zu finden oder rein religiös motiviert, weshalb man von keiner speziellen "Hakimschen Christenverfolgung" reden kann. Zum Ende seines Lebens machte er diese Maßnahmen jedenfalls fast alle rückgängig, ließ die Kirchen und Klöster wieder aufbauen und erstattete den konfiszierten Besitz zurück. Unter seinem Sohn und Nachfolger az-Zahir wurden auch die restlichen Restriktionen bald nach seinem Regierungsantritt 1021 aufgehoben.
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Zu den Kirchen, die al-Hakim zerstören ließ, gehörte die große, von [[Kaiser Konstantin]] 335 geweihte Grabeskirche von [[Jerusalem]]. Der kommissarische Patriarch von Jerusalem, Arsenios, der Onkel des Kalifen, erfuhr noch rechtzeitig vom Anmarsch des Abrisskommandos und konnte so die meisten wertvollen und heiligen Schätze und Gegenstände in Sicherheit bringen. Im September 1009 begann der Abriss und die Kirche wurde fast bis auf ihre Grundmauern zerstört; sogar das (angebliche) [[Heiliges Grab|Grab Jesu]], das sich unter der Kirche befand, wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Als vorgebliches, allerdings recht anekdotenhaftes Motiv al-Hakims für die Zerstörung der Grabeskirche wird überliefert, dass er sich über die Lichtwunder ereiferte, die alljährlich am Karsamstag hier zu bestaunen waren (angeblich entzündeten sich die Fackeln der Grabeskirche zu diesem Datum von selbst - natürlich ein frommer Betrug).
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Zu den Kirchen, die al-Hakim zerstören ließ, gehörte die große, von Kaiser Konstantin 335 geweihte [[Heiliges Grab|Grabeskirche]] von [[Jerusalem]]. Der kommissarische Patriarch von Jerusalem, Arsenios, der Onkel des Kalifen, erfuhr noch rechtzeitig vom Anmarsch des Abrisskommandos unter Yarik, dem türkischstämmigen Gouverneur von Palästina, und konnte so die meisten wertvollen und heiligen Schätze und Gegenstände in Sicherheit bringen. Im September 1009 begann der Abriss und die Kirche wurde fast bis auf ihre Grundmauern zerstört; sogar das (angebliche) Grab Jesu, das sich unter der Kirche befand, wurde stark in Mitleidenschaft gezogen. Als vorgebliches, allerdings recht anekdotenhaftes Motiv al-Hakims für die Zerstörung der Grabeskirche wird überliefert, dass er sich über die - tatsächlich nur mit frommem Betrug zustandekommenden - Lichtwunder ereiferte, die alljährlich am Karsamstag hier zu bewundern waren (vorgeblich entzündeten sich die Fackeln der Grabeskirche zu diesem Datum von selbst).
In einem Dekret vom Juli/August 1020 erlaubte al-Hakim wieder Gottesdienste auf dem Boden der Kirche; der Wiederaufbau wurde allerdings erst von seinem Sohn az-Zahir 1027 grundsätzlich gestattet und schließlich - nach Beilegung eines Konfliktes mit [[Byzanz]], wobei die Religionspolitik als Druckmittel diente - 1036 wirklich begonnen.
In einem Dekret vom Juli/August 1020 erlaubte al-Hakim wieder Gottesdienste auf dem Boden der Kirche; der Wiederaufbau wurde allerdings erst von seinem Sohn az-Zahir 1027 grundsätzlich gestattet und schließlich - nach Beilegung eines Konfliktes mit [[Byzanz]], wobei die Religionspolitik als Druckmittel diente - 1036 wirklich begonnen.
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[[Kategorie:Historische Person (erwähnt)]]
[[Kategorie:Historische Person (erwähnt)]]
[[Kategorie:Redaktionelles (Figur)]]
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[[Kategorie:Kalifen, Sultane und Co.]]
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[[Kategorie:Kaiser, Könige und Co.]]

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