Sir Edwards Astronomenkram

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Der "Astronomenkram" in seiner vollen Pracht.

Sir Edwards Astronomenkram ist die wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine Sammlung astronomischer Instrumente, die eine Rolle im James-Watt-Kapitel des Mosaik von Hannes Hegen spielen.

Inhaltsverzeichnis

Sir Edwards Astronomenkram im MOSAIK

James Watt und die Digedags beim Putzen.

Sir Edward, der britische Gouverneur von Jamaica, hat die astronomischen Geräte der Sternwarte seiner Insel nach Glasgow verschiffen lassen, damit sie an der dortigen Universität überholt werden können. Als Transportschiff dient der alte Seelenverkäufer Krone der Barmherzigkeit, dessen Besatzung wenig von den Instrumenten hält. Handschellen-Jim prägt daher auch den zitierten Begriff Astronomenkram. Vermutlich ist es aber dieser geringen Wertschätzung zu verdanken, dass die Halunkenschar von der Krone die Geräte wie versprochen im Hafen von Glasgow anliefert, statt sie irgendwo zu verhökern.

Der junge Universitätsmechaniker James Watt erscheint mit einem Handwagen, um die Kiste mit den Instrumenten abzuholen. Die Ganoven von der Krone sind von seinem Kommen unterrichtet worden und wollen ihn kidnappen, um aus ihm einen tüchtigen Steuermann zu machen. Dank der Hilfe der Digedags, die den Menschenhändlern zuvor in die Falle gegangen waren, kann Watt aber entwischen, ohne dass er von dem Entführungsversuch überhaupt etwas erfährt. Stattdessen ist er von der "Liebenswürdigkeit" der "braven Seeleute" beeindruckt. Die Digedags, die es natürlich besser wissen, nutzen die Gelegenheit ebenfalls zur Flucht und schließen sich ihm an.

In Watts Werkstatt auf dem Universitätsgelände putzen die drei sorgfältig die astronomischen Geräte, wobei James Watt den Digedags aus seinem Leben erzählt. Sobald sie damit fertig sind, bringen sie die Instrumente in die Universitätssternwarte, wo Watt sie zusammenbaut und sorgfältig aufstellt, um sie genauer überprüfen zu können. Dazu kommt es aber im MOSAIK nicht mehr, denn die Handlung wendet sich nun Watts Dampfmaschinenbau zu. Was daher aus dem "Astronomenkram" wird, bleibt im Dunkeln.

Historischer Hintergrund

Alexander MacFarlane

Die im MOSAIK geschilderte Episode beruht auf einer wahren Geschichte. Diese hat sich in den Details aber durchaus anders zugetragen, als im MOSAIK dargestellt. Insbesondere ist niemand namens "Sir Edward" involviert.

Der ursprüngliche Besitzer der Geräte war Colin Campbell, der Sohn des Gründers der schottischen Ansiedlung auf Jamaica. Er hatte an der Universität von Glasgow studiert und war 1731 nach Jamaica zurückgekehrt. Dabei nahm er die astronomische Sammlung mit, die er sich offenbar während des Studiums zusammengestellt hatte. Als er sich 1743 entschied, Jamaica zu verlassen, verkaufte er die Instrumente an Alexander MacFarlane, wie er selbst ein Fellow of the Royal Society.

MacFarlane entstammte dem gleichnamigen Highland-Clan (sein Bruder war dessen Oberhaupt) und hatte ebenfalls an der Universität von Glasgow studiert, wo er bereits 1728 seinen Abschluss als Magister Artium gemacht hatte. Er war spätestens 1735 nach Jamaica übergesiedelt, wo er als Kaufmann, Plantagenbesitzer, Hilfsrichter und Postminister der lokalen Verwaltung wirkte. Für die neuerworbenen Instrumente baute MacFarlane in Kingston ein Haus, dessen Dach er als Sternwarte benutzen konnte; zudem erweiterte er die Sammlung um zwei Teleskope. Er starb im August 1755 und vermachte die wertvollen Stücke seiner alten Universität.

Alexander MacFarlanes Sternwartenwohnhaus an der Parade in Kingston, Jamaica. Die Dachplattform mit Geländer diente als Observatorium.

Die Instrumente wurden von dem Feinmechaniker Pierre Martel, der als Hafenmeister von Kingston fungierte, katalogisiert und verpackt. Seiner Liste zufolge bestand die Sammlung aus folgenden Geräten:

  • Monatsuhr, 1731 von Graham gebaut
  • Quadrant, 1730 von Sisson gebaut
  • Spiegelteleskop, 1743 von James Short gebaut
  • ein großes und zwei kleinere Linsenfernrohre, alle wohl um 1730 gebaut
  • drei Passageninstrumente, eins von Graham 1731 gebaut, die beiden anderen wohl 1730
  • zwei Zenitteleskope, eins wohl um 1730 gebaut, das andere 1755 von Pierre Martel selbst

Allerdings nahmen die Instrumente auf dem Weg nach Schottland offenbar Schaden durch Salzwasser oder einfach die salzhaltige Luft. In Glasgow beauftragte daher der zuständige Universitätsprofessor Robert Dick den jungen James Watt, einen Bekannten eines seiner Kollegen, mit ihrer Reinigung und Instandsetzung. Watt war kurz zuvor von seiner einjährigen Ausbildung zum Feinmechaniker aus London zurückgekehrt. Die Glasgower Gilde der Hammerschmiede, die für seinen Beruf zuständig war, verweigerte ihm allerdings die Niederlassung mit der vorgeschobenen Begründung, dass er keine ausreichende Qualifikation nachweisen könne (eine normale Ausbildung hätte sieben Jahre gedauert). Der Auftrag der Universität kam Watt daher sehr recht. Für einen Lohn von fünf Pfund Sterling reparierte er MacFarlanes astronomische Instrumente, wobei er offenbar eine so gute Leistung zeigte, dass die Professoren ihn als Universitätsmechaniker einstellten und ihm eine eigene Werkstatt einrichten ließen. In dieser konnte er nun - geschützt vor dem Zugriff der Hammerschmiedgilde - arbeiten und experimentieren.

Für die instandgesetzten Instrumente aus Jamaica wurde eine eigene Sternwarte gebaut, das MacFarlane-Observatorium. Der Bau wurde 1757 begonnen und 1760 mit der Ordination von Alexander Wilson als erstem Professor für praktische Astronomie durch König Georg II. feierlich eröffnet.

Eins der Instrumente, das Spiegelteleskop von James Short, ist sogar heute noch in Benutzung, allerdings in einem Museum.

Weiterführende Lektüre

Sir Edwards Astronomenkram spielt in folgendem Mosaikheft eine Rolle

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Persönliche Werkzeuge