Altes chinesisches Volkslied

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:Was kümmert uns die Macht des Herrschers?
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Das Lied entnahm [[Walter Hackel]], der damalige Autor des MOSAIK, dem Buch ''[[Kultur im alten China]]'' von Walter Böttger. Diesem Buch zufolge soll das Lied aus einem der ältesten Zeugnisse der chinesischen Literatur stammen, dem ''Schidjing'' (''Shijing'', ''Schi-King'', "Buch der Lieder"). Dies ist eine - der Legende nach von [[Konfuzius]] redigierte - Liedersammlung, deren älteste Teile auf das 2. Jahrtausend v.u.Z. zurückgehen. Dies scheint jedoch nicht zu stimmen - die tatsächliche Herkunft des Liedes ist noch nicht geklärt.
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=== Direkte Quelle ===
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Das Lied entnahm [[Walter Hackel]], der damalige Autor des MOSAIK, dem Buch ''[[Kultur im alten China]]'' von Walter Böttger. Diesem Buch zufolge soll das Lied aus einem der ältesten Zeugnisse der chinesischen Literatur stammen, dem ''Schidjing'' (''Shijing'', ''Schi-King'', "Buch der Lieder"). Dies ist eine - der Legende nach von [[Konfuzius]] redigierte - Liedersammlung, deren älteste Teile auf das 2. Jahrtausend v.u.Z. zurückgehen. Dies ist jedoch ein verbreiteter Irrtum - das Lied ist ''nicht'' im berühmten ''Shijing'' enthalten, sondern stammt aus einer anderen Liedersammlung.
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=== Ursprünge ===
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Das Lied heißt auf chinesisch 擊壤歌 ''Ji Rang Ge'', was man entweder mit "Lied vom Schlagen des Erdbodens" oder "Lied vom Schlagen mit dem Holzstock" übersetzen kann - die Lesung des mittleren Zeichens/Wortes ''Rang'' scheint mehrdeutig zu sein. Das Lied gehört zu einem Genre von Liedern, die seit der Han-Zeit (207 v.u.Z. - 220 u.Z.) gesammelt wurden, und zwar zunächst unter der Ägide des so genannten ''Yuefu'', des "Musikamts". Dieses soll unter dem Han-Kaiser Wudi um das Jahr 120 v.u.Z. gegründet oder neu gegründet worden sein und wurde im Jahre 7 v.u.Z unter Kaiser Aidi wieder geschlossen - zu dem Zeitpunkt sollen etwa 830 Musiker in dem Amt gedient haben.
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Die Musikamt-Lieder wurden offenbar aber weitergepflegt und immer wieder in Sammlungen zusammengefasst. Die umfangreichste ist die von Guo Maoqian aus dem späten 11./frühen 12. Jahrhundert. Sie trägt den Titel 樂府詩集 ''Yuefu Shiji'', "Musikamts-Poesie". Darin ist nun auch das ''Ji Rang Ge'' enthalten, und zwar auf Folio 83 bzw. Seite 1165. Der Text lautet dort:
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Die Sonne geht auf, wir arbeiten.
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Die Sonne geht unter, wir rasten.
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Graben einen Brunnen, und wir trinken.
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Solch einen Einfluss hat der Kaiser auf uns!
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Dazu schreibt Guo Maoqian:
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Das ''Diwang Shiji'' von Huangfu Mi aus dem 3. jahrhundert u.Z. ist eine fragmentarisch überlieferte Sammlung von Annalen und genealogischen Aufzeichungen zu Kaisern und Königen. Kaiser Yao ist eine legendäre Figur der chinesischen Urzeit, dessen (fiktive) Regierungszeit mit 2353-2234 v.u.Z. angegeben wird.
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Das ''Ji Rang Ge'' wurde auch in späteren Liedersammlungen immer wieder abgedruckt, so z.B. im ''Xilutang Qintong'' (1525) und im ''Gu Yao Yan'' von Du Wenlan (1861). Irgendwann im Laufe der Überlieferung scheint die letzte Zeile des Liedes verändert worden zu sein, so dass sie nunmehr lautet:
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Die Macht des Kaisers - was geht sie uns an?
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Die Herkunft des Liedes aus Werken wie dem ''Yuefu Shiji'' und dem ''Diwang Shiji'' scheint für das Missverständnis verantwortlich zu sein, das Lied sei auch im ''Shijing'' enthalten, der berühmten Liedersammlung aus der konfuzianischen Zeit.
== Das Lied wird im folgenden Mosaikheft gesungen ==
== Das Lied wird im folgenden Mosaikheft gesungen ==

Version vom 12:20, 17. Feb. 2017

Die Einwohner Shao Pings feiern singend ihren Retter, die Mongolen müssen machtlos zuschauen.

Das altes chinesische Volkslied wird in der Japan-China-Serie gesungen.

Die Bürger Shao Pings stimmen es zu Ehren von Li an, der von seinem Geld alle Frauen der Stadt aus der mongolischen Gefangenschaft freigekauft hat. Der subversive Text erregt das Missfallen des Statthalters Matscho, er vermutet einen Aufruhr dahinter. Doch da Li seine Soldaten zuvor mit Kumys besoffen gemacht hat, kann er nicht verhindern, dass das Lied gesungen wird.

Inhaltsverzeichnis

Text des Liedes

Wenn die Sonne aufgeht,
dann erheben wir uns.
Wenn die Sonne untergeht,
dann gehen wir zur Ruhe!
Wir graben Brunnen und trinken,
Wir pflügen Felder und essen,
Was kümmert uns die Macht des Herrschers?

Hintergründe

Direkte Quelle

Das Lied entnahm Walter Hackel, der damalige Autor des MOSAIK, dem Buch Kultur im alten China von Walter Böttger. Diesem Buch zufolge soll das Lied aus einem der ältesten Zeugnisse der chinesischen Literatur stammen, dem Schidjing (Shijing, Schi-King, "Buch der Lieder"). Dies ist eine - der Legende nach von Konfuzius redigierte - Liedersammlung, deren älteste Teile auf das 2. Jahrtausend v.u.Z. zurückgehen. Dies ist jedoch ein verbreiteter Irrtum - das Lied ist nicht im berühmten Shijing enthalten, sondern stammt aus einer anderen Liedersammlung.

Ursprünge

Das Lied heißt auf chinesisch 擊壤歌 Ji Rang Ge, was man entweder mit "Lied vom Schlagen des Erdbodens" oder "Lied vom Schlagen mit dem Holzstock" übersetzen kann - die Lesung des mittleren Zeichens/Wortes Rang scheint mehrdeutig zu sein. Das Lied gehört zu einem Genre von Liedern, die seit der Han-Zeit (207 v.u.Z. - 220 u.Z.) gesammelt wurden, und zwar zunächst unter der Ägide des so genannten Yuefu, des "Musikamts". Dieses soll unter dem Han-Kaiser Wudi um das Jahr 120 v.u.Z. gegründet oder neu gegründet worden sein und wurde im Jahre 7 v.u.Z unter Kaiser Aidi wieder geschlossen - zu dem Zeitpunkt sollen etwa 830 Musiker in dem Amt gedient haben.

Die Musikamt-Lieder wurden offenbar aber weitergepflegt und immer wieder in Sammlungen zusammengefasst. Die umfangreichste ist die von Guo Maoqian aus dem späten 11./frühen 12. Jahrhundert. Sie trägt den Titel 樂府詩集 Yuefu Shiji, "Musikamts-Poesie". Darin ist nun auch das Ji Rang Ge enthalten, und zwar auf Folio 83 bzw. Seite 1165. Der Text lautet dort:

Chinesische Zeichen Umschrift nach Wade-Giles Wortwörtliche Übersetzung

日 出 而 作
日 入 而 息
鑿 井 而 飲
耕 田 而 食
帝 何 力 於 我 哉

ri4 chu1 er2 zuo4
ri4 ru4 er2 xi2
zao2 jing3 er2 yin3
geng1 tian2 er2 shi2
di4 he2 li4 yu2 wo3 zai1

Die Sonne geht auf, wir arbeiten.
Die Sonne geht unter, wir rasten.
Graben einen Brunnen, und wir trinken.
Pflügen die Felder, und wir essen.
Solch einen Einfluss hat der Kaiser auf uns!

Dazu schreibt Guo Maoqian:

Das 帝王世紀 [Diwang Shiji] sagt: Zur Zeit von Kaiser Yao war Frieden in der Welt, niemand wurde bedrängt. So schlugen 80 bis 90 Männer auf den Erdboden / mit dem Holzstock und sangen [dieses Lied].

Das Diwang Shiji von Huangfu Mi aus dem 3. jahrhundert u.Z. ist eine fragmentarisch überlieferte Sammlung von Annalen und genealogischen Aufzeichungen zu Kaisern und Königen. Kaiser Yao ist eine legendäre Figur der chinesischen Urzeit, dessen (fiktive) Regierungszeit mit 2353-2234 v.u.Z. angegeben wird.

Das Ji Rang Ge wurde auch in späteren Liedersammlungen immer wieder abgedruckt, so z.B. im Xilutang Qintong (1525) und im Gu Yao Yan von Du Wenlan (1861). Irgendwann im Laufe der Überlieferung scheint die letzte Zeile des Liedes verändert worden zu sein, so dass sie nunmehr lautet:

Chinesische Zeichen Umschrift nach Wade-Giles Wortwörtliche Übersetzung

帝 力 於 我 何 有 哉

di4 li44 yu22 wo3 he2 you3 zai1

Die Macht des Kaisers - was geht sie uns an?

Die Herkunft des Liedes aus Werken wie dem Yuefu Shiji und dem Diwang Shiji scheint für das Missverständnis verantwortlich zu sein, das Lied sei auch im Shijing enthalten, der berühmten Liedersammlung aus der konfuzianischen Zeit.

Das Lied wird im folgenden Mosaikheft gesungen

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