James Watt
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Version vom 13:45, 16. Feb. 2009
James Watt ist eine Figur der Erfinder-Serie im Mosaik von Hannes Hegen, und zwar im entsprechend benannten James-Watt-Kapitel. Von den Dampfmaschinen-Erfindern ist James Watt derjenige, den die Digedags - abgesehen von Denis Papin - am längsten begleiten. Wie auch schon bei der Begleitung von Thomas Savery und Thomas Newcomen werden die Schritte zur Vollendung der Erfindung anschaulich und umfassend geschildert. Dabei werden im MOSAIK aus dramaturgischen Gründen Ereignisse aus Watts Leben, die eigentlich viele Jahre auseinander liegen, in enger zeitlicher Folge geschildert.
James Watt im MOSAIK
Die Digedags machen die Bekanntschaft von James Watt, nachdem sie mit der Queen of Palmyra in Glasgow eingetroffen sind. Auf dem Sklavenhändlerschiff Krone der Barmherzigkeit, wohin die Digedags geraten sind, soll Watt eine Kiste mit astronomischen Instrumenten abholen, die er für Sir Edward, den Gouverneur von Jamaica, überholen soll. Obwohl die zwielichtige Besatzung Watt gefangen halten will, können die drei entkommen. Dig und Dag begleiten Watt zur Universität, wo dieser mit Erlaubnis der Professoren als Mechaniker in seiner eigenen Werkstatt arbeitet. Watt putzt - unterstützt von den Digedags - die astronomischen Instrumente und baut sie schließlich in der Universitätssternwarte auf. Dort auf dem Dachboden entdeckt er das Modell der Kolbendampfmaschine von Thomas Newcomen, welches die Digedags bereits kennen. Er repariert es und beginnt danach, seine eigene Dampfmaschine - die verbesserte Niederdruckdampfmaschine - zu entwickeln. Für seine Maschine benötigt er einen perfekten und stabilen Zylinder, welchen ihm die Digedags beschaffen wollen. Aber die eigens dafür geklaute und zersägte Kanone taugt nicht für diesen Zweck. Der Kanonenraub hat insoweit gravierende Folgen für Watt, als dadurch Schottland in Aufruhr gerät, Watt seine Arbeiten dort abbrechen muss - er arbeitet aus finanziellen Gründen bei der Vermessung des Glen More wegen des geplanten Baus des Kaledonischen kanals mit - und gezwungen ist, in London vor dem Parlament seine Patente zu verteidigen. Dies gelingt, und Watt kann seine Maschine endlich bauen.Später arbeiten die Digedags in Watts Fabrik in Soho bei Birmingham. Obwohl Watts Maschine perfekt funktioniert, versuchen allerlei zwielichtige Geschäftsleute, das Geheimnis der Erfindung zu stehlen. Die Digedags möchten wieder helfen, allerdings muss Watt selber die beiden wiederholt aus verschiedenen Klemmen befreien. Die Episode klingt damit aus, dass die Digedags letztlich mit Watts Ingenieur William Murdock zusammenarbeiten, der bei Lord Groggy eine Dampfmaschine installieren soll.
James Watts Leben
James Watt (*1736, †1819) stammte aus einer Schiffsbaumeister- und Kaufmannsfamilie, die in Greenock, einem Vorhafen von Glasgow, ansässig war. Er erlernte von 1755 bis 1756 im Schnelldurchlauf das Handwerk des Instrumentenbauers in London. Kurz nach seiner Rückkehr nach Schottland (August/September 1756) wurde er von der Universität von Glasgow mit der Reparatur von astronomischen Geräten beauftragt, die ein in Jamaica lebender Schotte seiner alten Uni vermacht hatte. Diese Arbeit war Watts "Ticket" zu einer eigenen Werkstatt auf Universitätsgelände, wo er seit Juli 1757 als "Mathematical-intruments-maker" - zu deutsch Bauer mathematischer Instrumente - angestellt war. Zwei Jahre darauf konnte er die Werkstatt durch einen zusätzlichen Raum zu einem eigenen Laden erweitern und formte eine erste Geschäftspartnerschaft mit John Craig als stillem Teilhaber und Finanzier. Hauptsächlich stellte er in jener Zeit Barometer, Kompasse, Quadranten und Musikinstrumente her (darunter mehrere Orgeln), unterstützt von einer wechselnden Zahl von Gesellen und Lehrlingen; der wichtigste von diesen war John Gardiner oder Gardner. Im Jahre 1763 zog Watt mit Werkstatt und Laden vom Unigelände in die Stadt um. Im nächsten Jahr heiratete er seine Cousine Margaret Millar. Spätestens 1768 wurde er Teilhaber an der Delftfield-Töpferei vor den Toren von Glasgow.
Watts erster beruflicher Kontakt mit Dampfmaschinen wurde etwa 1758 durch John Robison angeregt, einen Studenten an der Universität Glasgow. Er experimentierte - unterstützt durch den Chemieprofessor Robert Black - in den nächsten Jahren weiter und bekam im Winter 1763/64 das Modell einer Newcomen-Dampfmaschine in die Hände, das er im Auftrag der Universität reparierte und verbesserte.
.......
Obwohl auch Watt wie vor ihm Newcomen mit diversen Fabrikbesitzern (vor allem John Roebuck und Matthew Boulton) zusammenarbeiten musste, arbeitete er jedoch mit wesentlich innovativerer Energie ständig - und erfolgreich - an der Vermarktung seiner Erfindung. Wo immer nötig, trug er mit weiteren Patenten (wovon das Mosaik als Beispiel das Planetenradgetriebe beschreibt) dazu bei, seine Position zu festigen. So konnte er um 1800 aus dem aktiven Geschäft aussteigen und die Arbeit seinen Söhnen übertragen. Bis zu seinem Tod patentierte er eine große Zahl weiterer Erfindungen, die u.a. die Konstruktion der Dampflokomotive ermöglichten. Aus dem einfachen Mechaniker aus armem Elternhaus war schließlich ein Ehrendoktor der Universität Glasgow und korrespondierendes Mitglied der französischen Akademie der Wissenschaften geworden.
Analyse der Darstellung von James Watt im MOSAIK
In den Heften 68, 69 und 70 - den zentralen Heften des James-Watt-Kapitels - finden sich, wenn auch ohne Jahresangabe, zahlreiche Details zu Watts Leben und Arbeit. Sie werden in der folgenden Tabelle chronologisch geordnet aufgeführt, auch wenn sie nicht immer historisch korrekt sind. Das MOSAIK stützt sich dabei in weiten Teilen auf Die eisernen Engel von Walter Kiaulehn. Einige dieser Punkte werden im Anschluss noch einmal gesondert besprochen, denn aus dramaturgischen Gründen wurden viele Ereignisse aus Watts Leben im MOSAIK eng zusammengezogen, teilweise auch verdreht.
Angaben zu Watts Leben im MOSAIK
Einige der Ereignisse aus Watts Leben werden im MOSAIK nur erwähnt; dies wird in der rechten Spalte entsprechend vermerkt. Alle anderen Ereignisse sind Teil der MOSAIK-Handlung.
Zeitraum | Ereignis | Beleg im MOSAIK |
---|---|---|
1736-1755 | Watt stammt aus Greenock, als Sohn eines Schiffszimmermanns. | Heft 68 S. 17 (erwähnt) |
1755-1756 | Watt geht in London zur Lehre. | Heft 68 S. 17 (erwähnt) |
unhistorisch | Die Zunftmeister von Glasgow gestatten Watt nicht, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. | Heft 68 S. 17 (erwähnt) |
Ende 1756 | Watt repariert astronomische Geräte aus Jamaica. | Heft 68 S. 16-18 |
Juli 1757 | Die Universität von Glasgow stellt Watt als Instrumentenbauer ein und stellt ihm eine Werkstatt zur Verfügung. | Heft 68 S. 17 (erwähnt) |
ca. 1760-62 | Dr. Black unterstützt Watt bei seinen Experimenten. | Heft 68 S. 17-18 |
ca. 1761-68 (?) | Watt baut Orgeln. | Heft 68 S. 17, 21-22 |
Winter 1763/64 | Watt repariert das Modell einer Newcomen-Dampfmaschine. | Heft 68 S. 18-20 |
Frühjahr 1765 | Watt entwickelt den separaten Kondensator für seine Niederdruckdampfmaschine. | Heft 68 S. 21 |
Mitte 1765 | Watt lernt über Dr. Black den Industriellen Roebuck kennen, der seine Dampfmaschinenexperimente weiter finanzieren will. | Heft 68 S. 22-23 |
ca. 1768/69 | Watt experimentiert mit John Gardiner auf dem Gelände einer Töpferei. | Heft 68 S. 24, Heft 69 S. 7-9 |
Januar 1769 | Roebuck kümmert sich um den Erteilung von James Watts Patenten für den separaten Kondensator. | Heft 69 S. 9 |
September 1773 | Watt vermisst das Glen More für den Bau des Kaledonischen Kanals. | Heft 69 S. 9-17 |
Mai 1774 | Watt geht nach Birmingham und beginnt die Kooperation mit Matthew Boulton in der Firma Boulton & Watt. | Heft 69 S. 24, Heft 70 S. 2 |
1775 | Watt erneuert bei einer Anhörung im Unterhaus das Patent für seine Dampfmaschine. | Heft 69 S. 18-19 |
.... | ... | ... |
Die Sache mit den Zünften
Die leicht klassenkämpferisch angehauchte Angabe im MOSAIK, dass die Zunftmeister von Glasgow es dem jungen Watt nicht erlaubt hätten, sich in der Stadt als Feinmechaniker niederzulassen, stammt wie vieles andere aus den Eisernen Engeln. Sie basiert grundsätzlich auf einer Aussage von Dr. Black aus dem Jahre 1796, also 40 Jahre nach den tatsächlichen Ereignissen, wird aber von den zeitgenössischen Quellen nicht gedeckt. Einerseits war es nichts ungewöhnliches, dass die Universität von Glasgow bestimmten Handwerkern Werkstätten auf ihrem Gelände einrichtete (so z.B. den Brüdern Foulis, die die Universitätsdruckerei betrieben). Zum anderen hatte Watt bei seiner Ankunft in Glasgow nachweislich geschäftlichen Kontakt mit George Jarden, einem Mitglied ebenjener Hammerschmiedgilde, die angeblich für seine Nichtzulassung als Händler gesorgt haben soll. Schließlich gibt es auch keinen Hinweis darauf, dass Watt irgendwelche Probleme gehabt habe, als er 1763 mit seiner Ladenwerkstatt vom Unigelände in die Stadt zog.
Die Aussage von Dr. Black von 1796 dürfte auf einem Irrtum oder einer falschen Erinnerung beruhen und ist daher nicht historisch.
Die Sache mit den astronomischen Geräten
Die im MOSAIK geschilderte Episode mit den astronomischen Instrumenten aus Jamaica hat sich so ähnlich tatsächlich zugetragen. Allerdings war der Absender kein Gouverneur namens Sir Edward (der Gouverneur von Jamaica von 1738 bis 1752 hieß Edward Trelawny - vielleicht ist dieser im MOSAIK gemeint). Sondern der frühere Besitzer Alexander MacFarlane war 1755 gestorben und hatte die Geräte der Universität von Glasgow vermacht. Im Jahr 1756 wurden sie nach Glasgow gebracht (also nicht erst 1766 wie im MOSAIK), wo man feststellte, dass sie teilweise vom Salzwasser beschädigt worden waren. Mit dem Putzen und Instandsetzen beauftragte der zuständige Universitätsprofessor Robert Dick den erst 20jährigen James Watt, der gerade aus London zurückgekehrt war. Watt erhielt als Lohn für die mehrmonatige Arbeit fünf Pfund Sterling und, da man mit ihm zufrieden war, später eine Anstellung als Universitätsmechaniker mit eigener Werkstatt auf dem Unigelände. Das heißt, die Reparatur der astronomischen Instrumente war der Schlüssel zu seiner Anstellung in der Universität. Diese Abfolge ist im MOSAIK umgekehrt worden.
Die von Watt reparierten Instrumente bildeten den Grundstock für die erste Sternwarte der Glasgower Universität, die im Jahre 1760 eröffnet wurde.
Die Sache mit der Werkstatt in der Universität
James Watt bezog die Werkstatt in der Universität von Glasgow Ende Juli 1757. Mitte 1759 erweiterte er sie um einen Raum im Erdgeschoss mit Zugang nach außen, den er als Laden benutzte. Dieses Instrumentenhandelgeschäft betrieb er zusammen mit seinem ersten Geschäftspartner John Craig.
Im Jahre 1763 zogen Watt und Craig mit Werkstatt und Ladengeschäft von der Uni in die Glasgower Innenstadt um, vermutlich da die ursprünglichen Räume für das zu diesem Zeitpunkt prosperierende Unternehmen zu klein geworden waren. Schwierigkeiten mit den Zünften hatten sie - wie oben angemerkt - auch zu diesem Zeitpunkt nicht.
Zum Zeitpunkt der MOSAIK-Handlung (ca. 1766) existierte die Werkstatt auf dem Unigelände also nicht mehr.
Die Sache mit dem Newcomen-Modell
Im Gegensatz zur Darstellung im MOSAIK befand sich das Newcomen-Modell nicht in irgendeinem vergessenen Winkel der Universitätssternwarte, sondern war für den praktischen Physikunterricht angeschafft worden und befand sich gerade zur Reparatur in London, als sich Watt Anfang der 1760er Jahre intensiver für die Dampfkraft zu interessieren begann. Es kam spätestens 1763 nach Glasgow zurück, und Watt reparierte es im Auftrag der Universität im Winter 1763/64 in seiner Werkstatt in der Stadt - also nicht in der Werkstatt auf dem Universitätsgelände, die er kurz zuvor aufgegeben hatte. Zur Verbesserung der Dampfmaschine erfand Watt den Kondensator und den isolierten Zylinder und erhöhte damit den Wirkungsgrad der Maschine um ein Vielfaches.
Die Sache mit der Orgel
In seiner Zeit als Mechaniker - 1757 bis 1769 - hat James Watt eine ganze Reihe von Musikinstrumenten gebaut, ohne selbst eines davon spielen zu können. Dazu gehörten Fiedeln, Flöten, Gitarren und schließlich auch mehrere Orgeln - also nicht nur eine einzige, wie im MOSAIK dargestellt.
Weiteres dazu siehe im Artikel James Watts Orgel.
Die Sache mit der Töpferei
Die Delftfield-Töpferei befand sich westlich vor den Toren Glasgows, noch ziemlich nahe bei dem Hauptdock Broomielaw (also nicht weit außerhalb der Stadt, wie im MOSAIK den Eisernen Engeln folgend erklärt wird). Die Firma bestand seit 1748, doch war es wohl 1765 wegen finanzieller Probleme eines der Teilhaber zum Produktionsstillstand gekommen. James Watt erwarb spätestens im Februar 1768 einen Anteil an der Töpferei; es ist nicht sicher, ob sie zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in Betrieb war. Nach Aussage von John Gardiner hat Watt mit ihm auf dem Gelände der Töpferei an einem großen Dampfmaschinenmodell gearbeitet, bis ein Tragebalken brach und sie die Arbeit abbrechen mussten. Watt wirkte auch danach als technischer Berater für die Töpferei. Sein Engagement hier endete mit dem Umzug 1774 nach Soho.
Näheres zu diesem Thema im Artikel James Watts Werkstatt in der alten Töpferei.
Die Sache mit dem Kanal
Erste Erfahrungen mit dem Landvermessen hatte James Watt bereits im November 1757 gesammelt. Richtig begann seine Karriere als Vermessungsingenieur für Kanal-, Brücken- und Hafenbauten aber erst 1766, als Watt nach dem Tode seines Geschäftspartners und Finanziers John Craig die Gelder ausgingen. Er vermaß im Auftrag der Stadt Glasgow eine alternative Route für einen Kanal zwischen den Flüssen Clyde und Forth, die näher an die Stadt heranführen würde als die von John Smeaton - übrigens ebenfalls einem Pionier der Dampfmaschine - vorgeschlagene. Trotz einer Fahrt nach London 1767, auf der Watt seine Kanalroute propagierte, wurde schließlich Smeatons Variante gewählt. Von dieser Reise brachte Watt aber wichtige Erkenntnisse über den zeitgenössischen Kanalbau mit.
Er arbeitete danach zusammen mit Robert Mackell und auch alleine an verschiedenen Kanalvermessungen, die jedoch nicht alle gebaut wurden, und wenn, dann erst viele Jahre später. Dasselbe gilt für die Vermessung des Glen More für den Bau des Kaledonischen Kanals, die Watt im September 1773 mit James Morrison durchführte - der Kanal wurde erst 1822 eröffnet. Im Unterschied zur Darstellung im MOSAIK brach Watt die Arbeit hier aber nicht wegen angeblicher Unruhen in Schottland ab, sondern weil seine erste Frau gestorben war.
Die Sache mit den Patenten
Patente auf die alleinige Nutzung technischer Neuerungen galten und gelten nur für eine bestimmte Zeit. James Watt musste seine Verbesserung der Newcomen-Dampfmaschine daher auch mehrfach patentieren lassen. Das erste Patent wurde am 5. Januar 1769 erteilt (darauf gibt es einen kurzen Hinweis in MOSAIK 69 S. 9). Nachdem Watts Finanzier Roebuck aus seinem Fördervertrag ausgestiegen war, ließ Watt das Patent im Jahre 1775 erneuern, um es zusammen mit seinem neuen Partner Matthew Boulton wirtschaftlich nutzen zu können (vgl. dazu die ausführlichen Szenen im MOSAIK 69 S. 18-20). Im MOSAIK wird nicht recht deutlich, dass es sich hierbei um zwei verschiedene, mehrere Jahre auseinanderliegende Ereignisse handelt.
Näheres dazu im Artikel James Watts Patente.
Weiterführende Lektüre
- Richard L. Hills, James Watt. Volume 1: His time in Scotland, 1736-1774, Ashbourne 2002.
- James Watt in der Wikipedia
- Geschichte der Sternwarte auf der HP der Uni Glasgow
- James Watt auf electricscotland.com
James Watt tritt in folgenden Mosaikheften auf
68, 69, 70
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