Sammelband - Die Abrafaxe in Frankreich

Aus MosaPedia

(Unterschied zwischen Versionen)
Wechseln zu: Navigation, Suche
K (+link)
(Hefttitel im Sammelband)
 
(Der Versionsvergleich bezieht 17 dazwischenliegende Versionen mit ein.)
Zeile 33: Zeile 33:
===Hefttitel im Sammelband===
===Hefttitel im Sammelband===
-
Die Titel im Sammelband sind entgegen den Original-Hefttiteln geändert worden:
+
Die Titel im Sammelband sind - bis auf einen - gegenüber den Original-Hefttiteln geändert worden:
-
:1.) [[Ankunft in Paris]] (= 07/1980, Originaltitel: In Paris)
+
# [[Ankunft in Paris]] (= 07/1980, Originaltitel: In Paris)
-
:2.) [[In königlicher Ungnade]] (= 08/1980, Originaltitel: Königliche Ungnade)
+
# [[In königlicher Ungnade]] (= 08/1980, Originaltitel: Königliche Ungnade)
-
:3.) [[Gastspiel beim Steuerpächter]] (= 09/1980, Originaltitel: Der Steuerpächter)
+
# [[Gastspiel beim Steuerpächter]] (= 09/1980, Originaltitel: Der Steuerpächter)
-
:4.) [[Das Licht im Fenster]] (= 10/1980)
+
# [[Das Licht im Fenster]] (= 10/1980)
-
:5.) [[Der vergebliche Aufstand]] (= 11/1980, Originaltitel: Der Aufstand)
+
# [[Der vergebliche Aufstand]] (= 11/1980, Originaltitel: Der Aufstand)
-
:6.) [[Flucht über die Pyrenäen]] (= 12/1980, Originaltitel: Über die Pyrenäen)
+
# [[Flucht über die Pyrenäen]] (= 12/1980, Originaltitel: Über die Pyrenäen)
Der MOSAIK-Schriftzug fehlt auf dem Sammelband.
Der MOSAIK-Schriftzug fehlt auf dem Sammelband.
 +
 +
===Unterschiede der Rückentexte===
 +
{| {{prettytable}}
 +
! bgcolor="#FEDBCA" | Heft
 +
! bgcolor="#FEDBCA" | Originaltext
 +
! bgcolor="#FEDBCA" | Neuer Text im SB
 +
|-
 +
| align="center" | [[7/80]]
 +
| valign="top" | Aus dem Gehörten und noch mehr aus dem Ton schlossen wir, daß der geschniegelte kleine Mann der verlängerte Arm des Königs war. Daher wandten wir uns an ihn und stellten uns vor. "Wir gehören zur Gesandtschaft des Marquis de la Vermotte-Toupet. Können Sie uns vielleicht sagen ..." - "Bemühen Sie sich bitte zur königlichen Gobelinmanufaktur", erwiderte er, ohne uns ausreden zu lassen. "Dort treffen Sie ihn". Wirklich, die Pariser Polizei wußte alles!
 +
| valign="top" | Auf diese Weise hatten wir soeben eine polizeiliche Aktion miterlebt, die von nun an für alle Zeiten in den Geschichtsbüchern festgehalten werden sollte. Wie schon ihre Vorbilder und geistigen Verwandten, die Stegreifschauspieler der Italienischen Komödie, so bezogen auch die französischen Spaßmacher ihre Stoffe aus dem täglichen Leben. Dabei machten sie keineswegs vor den Toren der Paläste und erst recht nicht vor denen des Königs halt. Vor allem spotteten sie über die zahlreichen Liebschaften des Sonnenkönigs, die nicht nur viel Geld kosteten, sondern auch seine Regierungstätigkeit in meist ungünstiger Weise beeinflußten. Aus dem vorhin Gehörten und noch mehr aus dem schneidigen Ton schlossen wir, daß ... (''Fortsetzung wie im Original'').
 +
|-
 +
| align="center" | [[8/80]]
 +
| valign="top" | Da sich das junge Paar in Paris seßhaft machen wollte, wurde unser Wagen nicht mehr gebraucht. So hatten wir eine Fahrgelegenheit und waren nicht auf Postkutschen oder dergleichen angewiesen. Außerdem wußten wir auch gar nicht, welches Reiseziel wir hätten angeben sollen. Wir beschlossen alles dem Zufall zu überlassen. Und siehe da, er hatte schon seine Hand im Spiel, als wir die Komödiantentruppe des Pierrot erblickten, die sich zur gleichen Zeit zum Verlassen der Stadt anschickte.
 +
| valign="top" | Eigentlich tat es uns sehr leid, daß wir uns von dem Marquis und der Knödel-Fanny, die uns ein gutes Stück Weges begleitet hatten, vermutlich für immer trennen mußten. Bei unserem unruhigen Leben war kaum zu erwarten, daß wir bald wieder nach Paris zurückkehren und das schnuckelige Restaurant der beiden aufsuchen würden. Wir sahen voraus, daß uns die königliche Ungnade wie ein Fluch verfolgen und den weiteren Aufenthalt in der Stadt total verleiden würde. Daher rührte also unser Entschluß, so rasch wie möglich neuen Abenteuern entgegenzuziehen. Wir konnten unseren bunten Bühnenkarren anspannen und waren nicht auf Postkutschen oder gar nur auf unsere Gehwerkzeuge angewiesen. Da wir kein bestimmtes Reiseziel hatten, beschlossen wir, alles dem Zufall zu überlassen. Und siehe da, er hatte bereits wieder einmal seine Hand im Spiel. Kurz vor dem Tor, das den Weg in den Süden des Landes freigab, trafen wir auf die Komödiantentruppe des Pierrot, die sich ebenfalls zum Verlassen der Stadt anschickte. Wir begrüßten sie als Leidensgefährten, denn auch sie waren bekanntlich vom Donnerkeil der königlichen Ungnade getroffen worden. Daraus ergab es sich ganz von selbst, daß wir die Reise ins Ungewisse gemeinsam antraten.
 +
|-
 +
| align="center" | [[9/80]]
 +
| valign="top" | Als unsere Kollegen von der Komödiantentruppe ihre Vorstellung beendeten und den Beifall ihres einzigen, jedoch außerordentlich zufriedenen Zuschauers entgegennahmen, kam auch Jean von seinem Ausflug in das entlegene Turmgemach zurück. Was er seinem Herrn ausrichtete, beruhigte diesen sehr. Der Diener, der keine Beweise für seinen Verdacht hatte, unterließ es, sich dazu zu äußern, nahm sich aber fest vor, Ninon weiterhin im Auge zu behalten.
 +
| valign="top" | Wir waren eigentlich recht froh, daß wir den steinernen Irrgarten verlassen konnten, in dem der Steuerpächter wie ein raubgieriger Drache aus alten Sagen seinen Goldschatz bewachte. Ein unangenehmes Magendrücken bereitete uns nur der Gedanke an seine Nichte, die der alte Griesgram vorerst noch in seiner Gewalt behielt. Wir waren aber sicher, daß es uns mit Unterstützung des jungen Bauern Bertrand und vielleicht auch der Pariser Komödianten gelingen würde, Ninon aus ihrem einsamen Turmgemach herauszuholen, ohne daß sie riskierte, sich den schönen Hals zu brechen. Während wir uns all dies überlegten, beendeten unsere Freunde von der Komödiantentruppe ihre Vorstellung und nahmen den Beifall ihres einzigen, jedoch außerordentlich zufriedenen Zuschauers entgegen. In diesem Augenblick kam auch der Diener Jean von seinem Ausflug in den entlegenen Teil des Schlosses zurück, welcher Ninon beherbergte. Was er seinem Herrn nun berichtete, beruhigte diesen, weil er schon fürchtete, seine Nichte sei krank und er müßte womöglich einen Arzt bezahlen. Der Diener, der keine Beweise für den in ihm aufgetauchten Verdacht hatte, unterließ es, sich dazu zu äußern, nahm sich aber vor, Ninon weiterhin im Auge zu behalten.
 +
|-
 +
| align="center" | [[10/80]]
 +
| valign="top" | So kam es, daß Bertrand seiner Märchenfee geradewegs in die Arme fiel. Und wie das im Leben manchmal so ist - die beiden hatten sich vom ersten Augenblick an zum Fressen gern. Dabei dachte er auch nicht im mindesten an die reiche Mitgift, die ihn schon einmal umgeworfen hatte, und die nun mit einem Schlage aus einem Hungerleider einen wohlhabenden Mann machen würde - wenn, ja wenn er - aber das gehört schon zu unserer nächsten Geschichte!
 +
| valign="top" | Trotz mancher unvorhergesehener Schwierigkeiten hatten wir also unsere Befreiungsaktion zu einem glücklichen Ende führen können. Aber die Krönung des Erfolges kam erst noch. Sie ereignete sich in dem Augenblick, als Bertrand die zusammengeknoteten Bettlaken losließ und seiner Märchenfee buchstäblich in die Arme fiel. Nun geschah, was er wohl in seinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen wagte und auch wir so rasch nicht für möglich gehalten hatten. Ninon drückte den kühnen Kletterer, der nun schon zweimal Kopf und Kragen für sie gewagt hatte, so innig an sich, daß kein Zweifel mehr aufkommen konnte - auch sie hatte ihn von Herzen gern! Bertrand war überglücklich. Dabei dachte er nicht eine Sekunde an die reiche Mitgift, die ihn ja schon einmal regelrecht umgeworfen hatte und die nun ausreichte, um mit einem Schlage aus einem elenden Habenichts und Hungerleider einen reichen Mann zu machen. Aber würde er das viele Geld überhaupt behalten wollen? Gehörte es nicht auch den übrigen armen Teufeln, von denen man gleich ihm die Steuergelder mit Gewalt erpreßt hatte? Nein, Bertrand nahm sich vor, hier erst einmal Gerechtigkeit walten zu lassen, und er war sicher, daß Ninon ihm von ganzem Herzen zustimmen würde.
 +
|-
 +
| align="center" | [[11/80]]
 +
| valign="top" | Schließlich ging doch noch alles gut. Bei den nächsten Sperren waren unsere Freunde schon bedeutend vorsichtiger. Nach dem Passieren des letzten Hindernisses kamen wir auf eine Hochfläche, und mitten drauf stand die Festung, die sich die geflüchteten Bauern aus dicken Baumstämmen gezimmert hatten. Die Überraschung unserer Begleiter war genauso groß wie unsere, als wir Ninon hier ablieferten. An diesem Ort war man vor den Dragonern bestimmt sicher.
 +
| valign="top" | Zum Glück kamen die Unvorsichtigen, die sich dem merkwürdigen Klapptor zu sehr genähert hatten, mit ein paar harmlosen Schrammen und Beulen davon. Bei den nächsten Sperren, die ähnlich konstruiert waren, verhielten sich alle bedeutend vorsichtiger, so daß von nun an alles glatt ging. Nach dem Passieren des letzten Tores kamen wir auf eine von schroffen Gipfeln umrahmte Hochfläche. Und mitten darauf stand die Festung, die sich die geflüchteten Bauern aus dicken Baumstämmen gezimmert hatten. Die Überraschung unserer Schützlinge war groß, verwandelte sich aber gleich in Freude und Erleichterung, denn hier waren sie vor den Dragonern des Königs bestimmt in Sicherheit.
 +
|-
 +
| align="center" | [[12/80]]
 +
| valign="top" | In Begleitung unserer ortskundigen Führer war das Ganze ein Spaziergang, das heißt außer für Califax, der auf längeren Strecken noch nie über die erforderliche Kondition verfügt hatte. Er jammerte auch immer über die Pfunde, die er nutzlos dabei verlor. Spanien war für uns ein völlig unbekanntes Land. Welche Abenteuer erwarteten uns dort? Voller sonderbarer Ahnungen nahmen wir Abschied von unseren Helfern und setzten den Weg nach Süden fort.
 +
| valign="top" | Am frühen Morgen waren wir aufgebrochen. Unsere Begleiter aus der Bergfestung kannten die sichersten und kürzesten Pfade, so daß der Anstieg hinauf zur Paßhöhe für uns fast zu einem Spaziergang wurde. Allerdings war Califax nicht dieser Ansicht. Er hatte auf solchen Strecken noch nie über die nötige Ausdauer verfügt und jammerte auch ständig über die Pfunde, die er nutzlos dabei verlor. Dankbar nahmen wir Abschied von unseren freundlichen Helfern und setzten unseren Weg mit dem Abstieg nach Süden fort.
 +
|}
===Unterschiede der Auflagen===
===Unterschiede der Auflagen===

Aktuelle Version vom 10:21, 22. Jun. 2024

Stammdaten
Titelbild Erschienen 1982 (1. Auflage)
1984 (2. Auflage)
ISBN -
Nachdruck von 7/80, 8/80, 9/80,
10/80, 11/80, 12/80
Umfang 132 Seiten
Katalog 2.02.01.001
Serie Anno 1704/05
Liste aller Abrafaxe-Sammelbände

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Inhalt

Die Abrafaxe kommen nach Paris, wo sie die Unterstützung Ludwigs XIV. für die Sache der Kuruzen gewinnen wollen. Das geht zwar schief, doch können sie manch unangenehmen Zeitgenossen, vor allem dem Baron Arminius von Blechreder, ein Schnippchen schlagen. An der Seite der drei Abrafaxe agieren dabei die Knödelköchin Fanny und der Marquis de la Vermotte-Toupet. Danach beteiligen sich die Abrafaxe am Kampf eines südfranzösischen Städtchens am Rande der Pyrenäen gegen die Machenschaften eines üblen Steuerpächters. Dabei werden sie von Pierrot und seiner Truppe französischer Komödianten unterstützt. Am Ende müssen sie aber vor der Obrigkeit nach Spanien flüchten.

[Bearbeiten] Besonderheiten

Dieser einzige DDR-Abrafaxe-Sammelband ist ein Nachdruck der Mosaik-Hefte 7-12/1980 mit zusätzlichen Zeichnungen für Einband, Vor- und Nachsatz. Für diesen Sammelband wurden die Titelbildvignetten vergrößert und ohne Hintergrundfarbe abgedruckt. Wegen dieser Veränderung mussten die Motive neu koloriert werden. Für die (veränderten, s.u.) Hefttitel zeichnete man zusätzliche Kartuschen. Die Rückseitentexte wurden von Lothar Dräger teilweise erheblich erweitert und verändert, jedoch wurden letzten Endes nicht alle von ihm erwünschten Änderungen auch abgedruckt. Z.B. entfiel im Heft 12/80 eine Erklärung der Heraldik des spanischen Wappens.

Dieser Sammelband sollte ursprünglich eine Fortsetzung erfahren, für die Horst Boche auch schon den Einband entworfen hatte. Zu einer Veröffentlichung kam es aber nicht.

[Bearbeiten] Hefttitel im Sammelband

Die Titel im Sammelband sind - bis auf einen - gegenüber den Original-Hefttiteln geändert worden:

  1. Ankunft in Paris (= 07/1980, Originaltitel: In Paris)
  2. In königlicher Ungnade (= 08/1980, Originaltitel: Königliche Ungnade)
  3. Gastspiel beim Steuerpächter (= 09/1980, Originaltitel: Der Steuerpächter)
  4. Das Licht im Fenster (= 10/1980)
  5. Der vergebliche Aufstand (= 11/1980, Originaltitel: Der Aufstand)
  6. Flucht über die Pyrenäen (= 12/1980, Originaltitel: Über die Pyrenäen)

Der MOSAIK-Schriftzug fehlt auf dem Sammelband.

[Bearbeiten] Unterschiede der Rückentexte

Heft Originaltext Neuer Text im SB
7/80 Aus dem Gehörten und noch mehr aus dem Ton schlossen wir, daß der geschniegelte kleine Mann der verlängerte Arm des Königs war. Daher wandten wir uns an ihn und stellten uns vor. "Wir gehören zur Gesandtschaft des Marquis de la Vermotte-Toupet. Können Sie uns vielleicht sagen ..." - "Bemühen Sie sich bitte zur königlichen Gobelinmanufaktur", erwiderte er, ohne uns ausreden zu lassen. "Dort treffen Sie ihn". Wirklich, die Pariser Polizei wußte alles! Auf diese Weise hatten wir soeben eine polizeiliche Aktion miterlebt, die von nun an für alle Zeiten in den Geschichtsbüchern festgehalten werden sollte. Wie schon ihre Vorbilder und geistigen Verwandten, die Stegreifschauspieler der Italienischen Komödie, so bezogen auch die französischen Spaßmacher ihre Stoffe aus dem täglichen Leben. Dabei machten sie keineswegs vor den Toren der Paläste und erst recht nicht vor denen des Königs halt. Vor allem spotteten sie über die zahlreichen Liebschaften des Sonnenkönigs, die nicht nur viel Geld kosteten, sondern auch seine Regierungstätigkeit in meist ungünstiger Weise beeinflußten. Aus dem vorhin Gehörten und noch mehr aus dem schneidigen Ton schlossen wir, daß ... (Fortsetzung wie im Original).
8/80 Da sich das junge Paar in Paris seßhaft machen wollte, wurde unser Wagen nicht mehr gebraucht. So hatten wir eine Fahrgelegenheit und waren nicht auf Postkutschen oder dergleichen angewiesen. Außerdem wußten wir auch gar nicht, welches Reiseziel wir hätten angeben sollen. Wir beschlossen alles dem Zufall zu überlassen. Und siehe da, er hatte schon seine Hand im Spiel, als wir die Komödiantentruppe des Pierrot erblickten, die sich zur gleichen Zeit zum Verlassen der Stadt anschickte. Eigentlich tat es uns sehr leid, daß wir uns von dem Marquis und der Knödel-Fanny, die uns ein gutes Stück Weges begleitet hatten, vermutlich für immer trennen mußten. Bei unserem unruhigen Leben war kaum zu erwarten, daß wir bald wieder nach Paris zurückkehren und das schnuckelige Restaurant der beiden aufsuchen würden. Wir sahen voraus, daß uns die königliche Ungnade wie ein Fluch verfolgen und den weiteren Aufenthalt in der Stadt total verleiden würde. Daher rührte also unser Entschluß, so rasch wie möglich neuen Abenteuern entgegenzuziehen. Wir konnten unseren bunten Bühnenkarren anspannen und waren nicht auf Postkutschen oder gar nur auf unsere Gehwerkzeuge angewiesen. Da wir kein bestimmtes Reiseziel hatten, beschlossen wir, alles dem Zufall zu überlassen. Und siehe da, er hatte bereits wieder einmal seine Hand im Spiel. Kurz vor dem Tor, das den Weg in den Süden des Landes freigab, trafen wir auf die Komödiantentruppe des Pierrot, die sich ebenfalls zum Verlassen der Stadt anschickte. Wir begrüßten sie als Leidensgefährten, denn auch sie waren bekanntlich vom Donnerkeil der königlichen Ungnade getroffen worden. Daraus ergab es sich ganz von selbst, daß wir die Reise ins Ungewisse gemeinsam antraten.
9/80 Als unsere Kollegen von der Komödiantentruppe ihre Vorstellung beendeten und den Beifall ihres einzigen, jedoch außerordentlich zufriedenen Zuschauers entgegennahmen, kam auch Jean von seinem Ausflug in das entlegene Turmgemach zurück. Was er seinem Herrn ausrichtete, beruhigte diesen sehr. Der Diener, der keine Beweise für seinen Verdacht hatte, unterließ es, sich dazu zu äußern, nahm sich aber fest vor, Ninon weiterhin im Auge zu behalten. Wir waren eigentlich recht froh, daß wir den steinernen Irrgarten verlassen konnten, in dem der Steuerpächter wie ein raubgieriger Drache aus alten Sagen seinen Goldschatz bewachte. Ein unangenehmes Magendrücken bereitete uns nur der Gedanke an seine Nichte, die der alte Griesgram vorerst noch in seiner Gewalt behielt. Wir waren aber sicher, daß es uns mit Unterstützung des jungen Bauern Bertrand und vielleicht auch der Pariser Komödianten gelingen würde, Ninon aus ihrem einsamen Turmgemach herauszuholen, ohne daß sie riskierte, sich den schönen Hals zu brechen. Während wir uns all dies überlegten, beendeten unsere Freunde von der Komödiantentruppe ihre Vorstellung und nahmen den Beifall ihres einzigen, jedoch außerordentlich zufriedenen Zuschauers entgegen. In diesem Augenblick kam auch der Diener Jean von seinem Ausflug in den entlegenen Teil des Schlosses zurück, welcher Ninon beherbergte. Was er seinem Herrn nun berichtete, beruhigte diesen, weil er schon fürchtete, seine Nichte sei krank und er müßte womöglich einen Arzt bezahlen. Der Diener, der keine Beweise für den in ihm aufgetauchten Verdacht hatte, unterließ es, sich dazu zu äußern, nahm sich aber vor, Ninon weiterhin im Auge zu behalten.
10/80 So kam es, daß Bertrand seiner Märchenfee geradewegs in die Arme fiel. Und wie das im Leben manchmal so ist - die beiden hatten sich vom ersten Augenblick an zum Fressen gern. Dabei dachte er auch nicht im mindesten an die reiche Mitgift, die ihn schon einmal umgeworfen hatte, und die nun mit einem Schlage aus einem Hungerleider einen wohlhabenden Mann machen würde - wenn, ja wenn er - aber das gehört schon zu unserer nächsten Geschichte! Trotz mancher unvorhergesehener Schwierigkeiten hatten wir also unsere Befreiungsaktion zu einem glücklichen Ende führen können. Aber die Krönung des Erfolges kam erst noch. Sie ereignete sich in dem Augenblick, als Bertrand die zusammengeknoteten Bettlaken losließ und seiner Märchenfee buchstäblich in die Arme fiel. Nun geschah, was er wohl in seinen kühnsten Träumen nicht zu hoffen wagte und auch wir so rasch nicht für möglich gehalten hatten. Ninon drückte den kühnen Kletterer, der nun schon zweimal Kopf und Kragen für sie gewagt hatte, so innig an sich, daß kein Zweifel mehr aufkommen konnte - auch sie hatte ihn von Herzen gern! Bertrand war überglücklich. Dabei dachte er nicht eine Sekunde an die reiche Mitgift, die ihn ja schon einmal regelrecht umgeworfen hatte und die nun ausreichte, um mit einem Schlage aus einem elenden Habenichts und Hungerleider einen reichen Mann zu machen. Aber würde er das viele Geld überhaupt behalten wollen? Gehörte es nicht auch den übrigen armen Teufeln, von denen man gleich ihm die Steuergelder mit Gewalt erpreßt hatte? Nein, Bertrand nahm sich vor, hier erst einmal Gerechtigkeit walten zu lassen, und er war sicher, daß Ninon ihm von ganzem Herzen zustimmen würde.
11/80 Schließlich ging doch noch alles gut. Bei den nächsten Sperren waren unsere Freunde schon bedeutend vorsichtiger. Nach dem Passieren des letzten Hindernisses kamen wir auf eine Hochfläche, und mitten drauf stand die Festung, die sich die geflüchteten Bauern aus dicken Baumstämmen gezimmert hatten. Die Überraschung unserer Begleiter war genauso groß wie unsere, als wir Ninon hier ablieferten. An diesem Ort war man vor den Dragonern bestimmt sicher. Zum Glück kamen die Unvorsichtigen, die sich dem merkwürdigen Klapptor zu sehr genähert hatten, mit ein paar harmlosen Schrammen und Beulen davon. Bei den nächsten Sperren, die ähnlich konstruiert waren, verhielten sich alle bedeutend vorsichtiger, so daß von nun an alles glatt ging. Nach dem Passieren des letzten Tores kamen wir auf eine von schroffen Gipfeln umrahmte Hochfläche. Und mitten darauf stand die Festung, die sich die geflüchteten Bauern aus dicken Baumstämmen gezimmert hatten. Die Überraschung unserer Schützlinge war groß, verwandelte sich aber gleich in Freude und Erleichterung, denn hier waren sie vor den Dragonern des Königs bestimmt in Sicherheit.
12/80 In Begleitung unserer ortskundigen Führer war das Ganze ein Spaziergang, das heißt außer für Califax, der auf längeren Strecken noch nie über die erforderliche Kondition verfügt hatte. Er jammerte auch immer über die Pfunde, die er nutzlos dabei verlor. Spanien war für uns ein völlig unbekanntes Land. Welche Abenteuer erwarteten uns dort? Voller sonderbarer Ahnungen nahmen wir Abschied von unseren Helfern und setzten den Weg nach Süden fort. Am frühen Morgen waren wir aufgebrochen. Unsere Begleiter aus der Bergfestung kannten die sichersten und kürzesten Pfade, so daß der Anstieg hinauf zur Paßhöhe für uns fast zu einem Spaziergang wurde. Allerdings war Califax nicht dieser Ansicht. Er hatte auf solchen Strecken noch nie über die nötige Ausdauer verfügt und jammerte auch ständig über die Pfunde, die er nutzlos dabei verlor. Dankbar nahmen wir Abschied von unseren freundlichen Helfern und setzten unseren Weg mit dem Abstieg nach Süden fort.

[Bearbeiten] Unterschiede der Auflagen

Die beiden Auflagen haben lediglich einen kleinen Unterschied:

  • 1. Auflage: Faxe auf der vorletzten Seite laufen nach links
  • 2. Auflage: ... nach rechts

Von der 1. Auflage gibt es 2 Varianten: a) Alle Seiten sind in der richtigen Reihenfolge eingebunden. b) Eine Seite ist falsch eingebunden worden. (Es ist die 3.-4. Seite des Mosaik Nr. 10/1980, die falsch herum eingebunden ist, damit folgt auf die Seite 2, die Seite 4.)

Die 2. Auflage gibt es nur mit falsch eingebundener Seite.

[Bearbeiten] Literatur

Ein ausführlicher Beitrag zum allerersten Mosaik-Sammelband sowie zu weiteren geplanten Projekten findet sich in Sammelband 15.

Persönliche Werkzeuge