Diskussion:Der Meisterdieb
Aus MosaPedia
(→Meisterdieb in Island) |
(→Meisterdieb in Island) |
||
Zeile 295: | Zeile 295: | ||
[[Benutzer:Tilberg|Tilberg]] 11:21, 16. Jul. 2022 (CEST) | [[Benutzer:Tilberg|Tilberg]] 11:21, 16. Jul. 2022 (CEST) | ||
+ | |||
+ | Und hier der Text dieser oben von Rittershaus kurz widergegebenen Novelle von Ser Giovanni: (https://www.projekt-gutenberg.org/floerkeh/liebesno/chap003.html) | ||
+ | |||
+ | {{Zitat| | ||
+ | <poem> | ||
+ | <u>Ser Giovanni Fiorentino</u> | ||
+ | |||
+ | Über ihn ist so gut wie nichts bekannt, er war wahrscheinlich Notar und schrieb seine Novellen – den Pecorone –, wenn man dem einleitenden Gedicht glauben darf, von 1378 an. | ||
+ | |||
+ | Der Baumeister und sein Sohn, der Meisterdieb, die 1. Novelle des 9. Tages. Nach der Übersetzung von A. Keller bearbeitet. Die älteste Quelle dieser Novelle ist bei Herodot II, Kap. 121 ([[Rhampsinit und der Meisterdieb|Das Schatzhaus des Königs Rampsinit]]). | ||
+ | |||
+ | <u>Der Baumeister und sein Sohn, der Meisterdieb</u> | ||
+ | |||
+ | In der hochedlen Stadt Venedig lebte einst ein Doge, der ein hochherziger, weiser und reicher Mann war und vorsichtig und klug in allen Stücken, mit Namen Messer Valeriano di Messer Vannozzo Accettani. Bei der Hauptkirche zu Sankt Markus in Venedig war ein Glockenturm, der schönste und reichste, den es geben konnte und der Hauptstolz Venedigs zu jener Zeit. Dieser Turm war nun aber auf dem Punkte einzustürzen wegen einiger Fehler in den Fundamenten. Deshalb ließ der Herr Doge in ganz Italien nachforschen und ausschreiben, wer es übernehmen wolle, besagten Turm auszubessern, möge zu ihm kommen, er solle Geld bekommen, soviel er zu fordern und zu verlangen Lust habe. Da entschloß sich ein wackerer florentinischer Meister namens Bindo, welcher zu Florenz wohnte und vernahm, wie es mit dem Turme stehe, das Unternehmen zu wagen, brach also mit seinem Sohne und seiner Frau von Florenz auf und ging nach Venedig. Als er den Turm sah, nahm er sich vor, ihn auszubessern, ging zum Dogen und sprach: »Gnädiger Herr, ich komme hierher, um Eurem Turme zu helfen.« Darüber erwies ihm der Doge große Ehre und sagte unter vielem anderen: »Lieber Meister, ich bitte Euch, beginnt nur Eure Arbeit so bald als möglich! Ich will auch zusehen.« »Das soll geschehen, gnädiger Herr«, versicherte der Meister. Und sogleich ordnete er die Arbeit an, und durch großen Fleiß richtete er in kurzer Zeit den Turm dergestalt wieder her, daß er schöner war als zuvor. Das machte nun dem Dogen große Freude, und man gab dem Meister das Geld, das er verlangte, machte ihn zum Bürger von Venedig und verlieh ihm ein reiches Einkommen. Ferner sagte er zu ihm: »Nun sollt Ihr mir einen Palast bauen, welcher eine Kammer enthalte, in die der ganze Schatz und alles Tischgerät der Gemeine von Venedig niedergelegt werden können.« Der Baumeister traf sogleich alle Anstalten, um besagten Palast zu errichten, und machte darein eine Kammer, die schöner und besser gelegen war als alle anderen, in welche der erwähnte Schatz kommen sollte. Dabei brachte er sehr listig und kunstreich einen Stein an, welcher heraus- und hineinging, in der Absicht, in die Kammer nach seinem Gefallen einzudringen; von diesem Eingang aber wußte kein Mensch als er. Als nun der Palast fertig war, ließ der Doge alles kostbare Gerät, mit Gold durchwirkte damastene Stoffe, Tapeten, Bankteppiche, Mäntel und andere Gegenstände und Gold und Silber in Menge in die Kammer bringen. Man nannte dies nun die Schatzkammer des Dogen und der Kommune von Venedig. Sie war mit fünf Schlüsseln verschlossen, deren vier die vier ersten Bürger Venedigs hatten, die dazu beauftragt waren und welche die Kämmerlinge des Schatzes von Venedig hießen; den fünften Schlüssel aber hatte der Doge. So konnte also die Schatzkammer nicht geöffnet werden, außer wenn alle fünf, welche die Schlüssel in Händen hatten, zugegen waren. Als nun dieser Bindo mit seiner Familie in Venedig lebte und Bürger geworden war, fing er an, Aufwand zu treiben und wie ein reicher Mann zu leben; und sein Sohn Ricciardo führte ein verschwenderisches Leben, so daß es ihnen in kurzem an Mitteln für ihren übermäßigen Aufwand fehlte. Da rief der Vater einst bei Nacht seinen Sohn, nahm eine kleine Leiter, ein zu diesem Zweck verfertigtes Eisen und ein wenig Mörtel mit, und so gingen sie zu dem Loche, das der Baumeister so kunstvoll in der Kammer angebracht hatte. Er legte die Leiter an, zog den Stein heraus, schlüpfte in die Kammer und entnahm ihr einen schönen goldenen Becher, der in einem Schranke stand, worauf er sie wieder verließ und den Stein an seine Stelle brachte. Zu Hause angelangt, zerkleinerten sie den Becher und schickten ihn stückweise zum Verkauf in einige lombardische Städte. Auf diese Weise setzten sie das ungeordnete Leben fort, das sie angefangen hatten. | ||
+ | |||
+ | Nun begab es sich, daß ein Kardinal nach Venedig zum Dogen kam, dem man besondere Ehre erzeigen wollte; und so mußte man die Kammer öffnen wegen des darin befindlichen Gerätes, Silberzeuges, Tapeten und anderer Dinge. Als man sie nun aufmachte und die besagten Gegenstände herausnahm, vermißte man den Becher. Darüber entstand nun unter den Verwaltern der größte Lärm, und sie gingen zum Dogen und sagten ihm, daß man den Becher nicht mehr sehe. Der Doge verwunderte sich und sagte: »Das müßt ihr untereinander ausmachen.« Und nach langem Hin- und Herreden befahl er ihnen, von der Sache nichts zu sagen, noch etwas deshalb vorzunehmen, bis der erwartete Kardinal wieder abgereist sei. Und so geschah es auch. | ||
+ | |||
+ | Der Kardinal kam, und es wurde ihm große Ehre erwiesen; als er aber fort war, sandte der Doge nach den vier Kämmerlingen und verlangte nun zu wissen, wo der Becher hingekommen sei. Er befahl ihnen, nicht eher aus dem Palast zu gehen, bis der Becher wiedergefunden sei, und sprach: »Ihr habt es allein zu verantworten.« Die vier Männer traten zusammen und besannen sich, wußten sich aber auf keine Weise zu erklären, wie der Becher fortgekommen sei. »Überlegen wir«, sagte einer von ihnen, »ob man in die Kammer auch auf anderem Wege gelangen kann als durch die Tür.« Sie schauten umher, erblickten aber nirgends eine Öffnung. Um sich aber genauer zu überzeugen, ließen sie die Kammer mit feuchtem Stroh füllen, zündeten es an und verschlossen die Tür und die Fenster, damit der Rauch nicht hinaus könne. Als nun das feuchte Stroh brannte, entstand ein so dichter Qualm, daß er durch die Fugen jenes Steines hinausdrang. So merkten sie denn, von welcher Seite der Schaden kam, gingen zum Dogen und sagten ihm, wie die Sache stehe. »Haltet es geheim«, sagte dieser, »dann können wir den Dieb über der Tat ertappen.« Dann ließ er einen Kessel mit Pech in der Kammer unter dem Loche aufstellen und darunter Tag und Nacht ein Feuer unterhalten, so daß das Pech beständig sott. | ||
+ | |||
+ | Als nun das aus dem Pokal erlöste Geld zu Ende war, gingen der Meister und der Sohn eines Nachts wieder an die Öffnung, nahmen den Stein heraus, und der Meister stieg hinein und fiel in den immer siedenden Kessel. Als er nun bis zum Gürtel im Kessel stand und nicht mehr loskommen konnte, hielt er seinen Tod für gewiß. Er faßte daher schnell seinen Entschluß, rief seinen Sohn und sprach: »Mein Sohn, ich bin des Todes; darum schneide mir den Kopf ab, damit der Betrug nicht entdeckt werde, und nimm den Kopf mit dir und verscharre ihn an einem Orte, wo er nicht gefunden wird! Tröste deine Mutter und suche auf eine vorsichtige Weise davonzukommen! Und wenn dich jemand nach mir fragt, so sage, ich sei in Geschäften nach Florenz gegangen.« | ||
+ | |||
+ | Der Sohn fing an, zu weinen und jämmerlich zu klagen, schlug sich an die Brust und rief: »Wehe, mein Vater!« Der Vater aber sagte: »Mein Sohn, es ist besser, es stirbt einer, als zwei, und darum tu, was ich dir sage, und eile!« Da schnitt der Sohn dem Vater den Kopf ab und trug ihn hinweg, der Rumpf aber blieb im Kessel und sott in dem Peche dermaßen, daß das Fleisch sich ganz ablöste und er wie ein Skelett wurde. Der Sohn kehrte heim und begrub den Kopf des Vaters, so gut er es vermochte, und dann sagte er es der Mutter. Als sie nun eine große Wehklage erheben wollte, kreuzte der Sohn die Arme über der Brust und sagte: »Wenn Ihr Lärm macht, sind wir in Gefahr, ums Leben zu kommen; darum, liebe Mutter, seid besonnen!« Damit brachte er sie zur Ruhe. Am folgenden Morgen wurde der Leichnam gefunden und zum Dogen gebracht, welcher sich über diese Sache außerordentlich verwunderte; und da er sich nicht denken konnte, wer es sei, sprach er: »Weil hier offenbar zwei im Spiele sind, wollen wir, nachdem wir den einen gepackt haben, nun auch den anderen packen.« Da sagte einer der vier Verwalter: »Ich habe einen Gedanken, nämlich folgenden: es ist nicht möglich, daß er nicht Weib oder Kinder oder sonstige Verwandte in dieser Stadt habe; lassen wir daher den Körper durch die ganze Stadt schleppen und schicken Wachen mit, daß sie beobachten, ob jemand weint oder jammert; und wenn jemand dabei betroffen wird, so soll man ihn verhaften und verhören. Auf diese Weise werden wir wohl den Mitschuldigen finden.« So wurde es beschlossen, und sie ließen den Körper in der ganzen Stadt umherschleifen, gefolgt von Wachen. Als sie nun an sein Haus kamen, trat die Frau ans Fenster, und als sie den Leichnam ihres Gatten so mißhandeln sah, stieß sie einen heftigen Schrei aus. Da rief der Sohn: »Wehe, meine Mutter, was macht Ihr?« Er war aber schnell besonnen, ergriff ein Messer, schnitt sich in die Hand und brachte sich eine große Wunde bei. Sowie die Wachen den Schrei vernahmen, den die Frau ausstieß, liefen sie in das Haus und fragten die Frau, was sie habe. Der Sohn antwortete: »Ich habe mit diesem Messer geschnitten und mich an der Hand verletzt. Deswegen hat meine Mutter einen Schrei ausgestoßen, im Glauben, ich hätte mich schlimmer verwundet, als es geschehen ist.« Als die Wachen die Hand bluten und die Wunde sahen, und was sich begeben hatte, glaubten sie es ihm und zogen im ganzen Bezirk umher, ohne jemanden zu finden, der sich darüber auch nur erregt gezeigt hätte. Sie kehrten also unverrichteter Dinge zum Dogen zurück, und man faßte nun den Entschluß, den Leichnam auf dem Markte aufzuhängen und gleichfalls – aber im verborgenen – Wachen dazu zu stellen, damit sie Tag und Nacht aufpaßten, ob jemand komme, um den Toten zu bejammern oder zu beweinen. So wurde er auf dem Platze an den Füßen aufgehängt und die Wachen verborgen postiert, um Tag und Nacht achtzugeben, ob niemand käme, ihn zu beweinen oder zu bejammern. Es verbreitete sich das Gerücht in der Stadt, der Leichnam sei auf dem Platze aufgehängt, und viel Volks ging hin, um ihn zu sehen. Als nun die Frau davon hörte, sagte sie oftmals zu ihrem Sohne, es sei dies für sie die größte Schmach, daß der Vater auf diese Weise aufgehängt sei. Der Sohn antwortete: »Liebe Mutter, seid um Gottes willen ruhig; daß sie so mit dem Leichnam verfahren, geschieht nur, um mich zu erwischen. Habt nur eine Weile Geduld! Dieses Mißgeschick wird auch vorübergehen.« Die Mutter aber konnte es nicht aushalten und sagte mehrmals: »Wäre ich ein Mann, wie ich ein Weib bin, so müßte ich ihn nicht jetzt erst abnehmen; und wenn du ihn nicht herunternimmst, so gehe ich selbst einmal bei Nacht hin.« Als der Jüngling den festen Entschluß seiner Mutter sah, besann er sich, wie er den Leichnam losmachen könne. Er kaufte also zwölf schwarze Mönchskutten, ging eines Abends an den Hafen, holte sich zwölf Lastträger und führte sie durch eine Hintertür seines Hauses in eine kleine Stube, wo er ihnen zu essen und zu trinken gab, soviel sie Lust hatten. Und als er sie gehörig in Weinlaune versetzt hatte, zog er ihnen die Mäntel an, band ihnen Masken vors Gesicht und gab jedem eine brennende Fackel in die Hand, wodurch sie ein Aussehen bekamen wie Teufel aus der Hölle, so sehr waren sie durch diese Larven entstellt. Er selbst stieg auf ein Pferd, ganz in Schwarz gehüllt, und die Pferdedecke war voller Haken, und an jedem Haken war eine brennende Kerze befestigt; vor das Gesicht aber hatte er eine abenteuerliche Maske gebunden. So stellte er sich an ihre Spitze und sagte zu ihnen: »Tut, was ihr mich werdet tun sehen.« So begaben sie sich nach dem Platze, auf welchem der Leichnam aufgehängt war, und rannten auf dem Platze hin und her. Es war Mitternacht vorüber und die tiefste Finsternis. Als nun die Wachen diese seltsame Erscheinung sahen, fürchteten sie sich und meinten, es seien böse Gespenster aus der Hölle und der auf dem Pferde mit der greulichen Gestalt sei der alte Luzifer selber. Als sie ihn daher auf den Galgen zukommen sahen, liefen sie in großer Angst davon. Er nahm den Leichnam, legte ihn über den Sattelbogen und jagte der Gesellschaft voraus seinem Hause zu. Dort gab er ihnen Geld, zog ihnen die Kutten aus und schickte sie weg, worauf er den Leichnam, so heimlich er konnte, verscharrte. Am Morgen wurde dem Dogen berichtet, der Leichnam sei abgenommen. Der Doge sandte nach den Wachen und wollte wissen, wo der Leichnam hingekommen sei. »Gnädiger Herr«, sagten die Wächter, »heute nacht, es war Mitternacht vorüber, da kam eine große Schar von Teufeln, und unter ihnen sahen wir deutlich den alten Luzifer, der wahrscheinlich diesen Leichnam gefressen hat. Wir sind daher geflohen, als wir eine solche Heeresmacht wegen des Körpers ankommen sahen.« Der Doge sah klar, daß hier ein Trug dahinterstecke, und wurde nur um so begieriger, zu erfahren und zu erkunden, wer der Täter sei. Er hielt daher einen geheimen Rat, worin beschlossen wurde, es dürfe zwanzig Tage in Venedig kein frisches Fleisch verkauft werden. Es geschah, und jedermann wunderte sich über diese Bestimmung. Dann ließ er ein sehr schönes Milchkalb schlachten und aushauen zu einem Florin die Libbra und trug dem Verkäufer auf, achtzuhaben auf alle, die davon holten; denn er dachte bei sich so: gemeiniglich sind die Diebe gelüstig; so wird sich denn auch dieser nicht enthalten können, davon zu holen, und die Ausgabe von einem Florin auf das Pfund sich nicht gereuen lassen. Er ließ also bekanntmachen, wer Fleisch wolle, solle auf den großen Platz kommen. Alle Kaufleute und Edelleute kamen um des Milchkalbs willen; da man aber hörte, daß ein Gulden für die Libbra verlangt wurde, nahm niemand davon. Die Kunde verbreitete sich durch die Stadt und kam auch der Mutter Ricciardos zu Ohren. Da sprach sie zu ihrem Sohne: »Es gelüstet mich nach einem Stückchen von diesem Kalbfleisch.« Ricciardo antwortete: »Liebe Mutter, eilt nicht so, laßt erst andere den Anfang machen! Dann will ich Euren Wunsch erfüllen und Euch davon verschaffen. Aber ich möchte nicht der erste sein, der davon nimmt.« Die Mutter indes, die eine unbesonnene Frau war, beunruhigte ihn fortwährend mit ihren Wünschen, und aus Besorgnis, sie möchte am Ende einen anderen hinschicken und kaufen lassen, bestellte er eine Pastete und verschaffte sich eine Flasche mit Opium gemischten Wein, und als es Nacht war, machte er sich einen Bart und eine Kapuze und ging an den Ort, wo das Kalbfleisch verkauft wurde. Noch war das Kalb ganz unangegriffen, und als er gepocht hatte, fragte einer der Wächter: »Wer bist du?« Ricciardo entgegnete: »Könnt Ihr mir wohl sagen, wo ein gewisser Glück wohnt?« Einer von ihnen fragte weiter: »Was für ein Glück?« Ricciardo antwortete: »Seinen Geschlechtsnamen weiß ich nicht; Gott verdamm' mich, daß ich mit ihm zu tun haben mußte.« »Wer schickt dich denn?« fragte ihn ein anderer. »Seine Frau«, versetzte Ricciardo, »sie gab mir die Sachen da, um sie ihm zu überbringen, daß er zu Nacht speise. Aber tut mir doch den Gefallen und hebt sie mir auf, damit ich nach Hause gehe und Genaueres über seinen Aufenthalt erfahre. Ihr dürft Euch nicht wundern, daß ich es nicht weiß; ich bin erst seit kurzem hier.« Da ließ er ihnen die Pastete, das Brot und den Wein und tat, als ob er wegginge, indem er sagte: »Ich komme gleich wieder.« Sie nahmen diese Sachen, und einer von ihnen sagte: »Schau' doch, Glück ist freilich diesen Abend bei uns eingekehrt!« So setzte er die Flasche an den Mund und trank, reichte sie dann seinem Kameraden und sprach: »Zieh! Du hast noch nie besseren getrunken.« Der Kamerad trank, und während sie über den Vorfall plauderten, schliefen sie ein. Ricciardo, der an der Ritze der Tür lauschte, trat, sobald er sie schlafen sah, herein, nahm das Kalb, trug es ganz nach Hause und sagte zu seiner Mutter: »Nun schneidet Euch herunter, soviel Euch gelüstet!« Er zerlegte das Kalb, und die Mutter kochte davon eine große Schüssel voll. Sobald der Doge erfuhr, daß das Kalb gestohlen sei, und auf welche Art man sich bei dem Diebstahl benommen habe, wunderte er sich sehr und nahm sich fest vor, herauszubringen, wer es getan. Er ließ daher hundert arme Leute kommen, schrieb alle namentlich auf und sprach dann zu ihnen: »Geht in alle Häuser Venedigs und tut, als fordertet ihr Almosen, gebt aber acht, ob ihr in keinem Hause Fleisch kochen oder eine große Pfanne am Feuer seht, und seid so zudringlich, daß ihr nicht nachlasset, bis man euch Fleisch oder Brühe gibt. Wer von euch mir solches bringt, dem lasse ich zwanzig Florinen ausbezahlen.« Als nun die hundert Taugenichtse sich in der Stadt umher zerstreuten, um Almosen zu fordern, verfiel wirklich auch einer von ihnen auf das Haus dieses Ricciardo, und als er hinaufkam, sah er deutlich das Fleisch, das jene kochten, und erbat sich um Gottes willen ein Stückchen davon. Die Frau, welche ihre Fülle betrachtete, war unvorsichtig genug, ein Schnitzelchen abzugeben. Der Bettler dankte ihr und sprach: »Ich will Gott für Euch bitten.« So eilte er die Treppe hinunter. Ricciardo aber begegnete dem Armen auf der Treppe, und als er sah, daß er von dem Fleische in der Hand hielt, sprach er zu ihm: »Komm wieder mit herauf, ich will dir mehr geben.« Der Bettler stieg mit hinauf, Ricciardo aber führte ihn in eine Kammer, schlug ihn mit einem Beil auf den Kopf, und als er ihn getötet hatte, warf er ihn in den Abtritt und schloß das Haus. Am Abend kamen alle die Bettler zum Dogen zurück, wie sie versprochen hatten, und jeder von ihnen sagte, er habe nichts finden können. Der Doge ließ sie zählen und sich namentlich ausweisen; da fand er, daß einer fehle, wunderte sich, merkte aber gleich, woran er war, und sagte: »Der ist gewiß umgebracht worden.« Er versammelte den Rat und sprach: »Ich muß fürwahr wissen, wer das ist.« Da sagte einer der Räte: »Gnädiger Herr, Ihr habt es versucht mit dem Laster der Gefräßigkeit, versucht es auch mit dem Laster der Wollust!« Der Doge sprach: »Wer mehr weiß, tue auch mehr!« Es wurden also fünfundzwanzig Jünglinge der Stadt aufgeboten, die durchtriebensten und listigsten und die, welche der Doge am meisten im Verdacht hatte, und einer darunter war dieser Ricciardo. Als sie nun im Palaste behalten wurden, wunderten sie sich, und einer sagte zum anderen: »Warum behält uns denn der Doge hier?« Sofort ließ der Doge in einem Saale fünfundzwanzig Betten aufschlagen, von denen jeder dieser Jünglinge eines zum Schlafen bekam. Mitten im Saale aber ließ er ein prächtiges Bett errichten, in dem seine Tochter schlief, die das schönste Geschöpf von der Welt war. Und jeden Abend, sobald die Jünglinge schlafen gegangen waren, kamen die Kammerfrauen und brachten die Tochter des Dogen zu Bett. Der Vater aber hatte ihr eine Schale mit schwarzer Farbe gegeben und gesagt: »Wer zu dir ans Bett kommt, dem bestreiche das Gesicht, damit man ihn erkennt.« Darüber wunderte sich ein jeder, und keiner wagte, zu ihr zu gehen, denn er dachte: das ist fürwahr eine ernsthafte Geschichte. Ricciardo aber beschloß bei sich, einmal eine Nacht mit ihr zuzubringen, und als Mitternacht vorüber war und er sein Gelüste nicht mehr bändigen konnte, stand er ganz leise auf, ging an das Bett, in welchem sie lag, legte sich ihr zur Seite und fing an, sie zu umarmen und zu küssen. Das Mädchen erwachte, tippte sogleich mit dem Finger in die Schale und bestrich Ricciardos Gesicht, ohne daß er etwas merkte. Als er nun mit dem fertig war, weshalb er gekommen, und das gewünschte Vergnügen genossen hatte, kehrte er in sein Bett zurück und dachte bei sich: »Was hat das zu bedeuten? Was für eine List steckt wohl dahinter?« Nach einer Weile deuchte ihm die Kost schmackhaft, er bekam daher Lust, zu dem Mädchen zurückzukehren, und so tat er denn auch. Als er denn bei diesem Engel des Paradieses lag, kam sie zu sich, bestrich ihn und rieb ihm die Farbe ins Gesicht. Als Ricciardo das merkte, nahm er die Schale, die auf dem Kopfbrett der Bettstelle stand, ging damit überall umher und bestrich die anderen, die in den Betten lagen, ganz sanft, so daß keiner es merkte. Dem einen gab er zwei Striche, dem anderen sechs, dem dritten zehn und sich selbst vier weitere, außer den zweien, die ihm das Kind gemacht hatte. Dann setzte er die Schale wieder an das Kopfende des Bettes, verschaffte dem Mädchen unter großem Genusse einige Kurzweil und kehrte darauf in sein Bett zurück. Am Morgen kamen zeitig die Kammerfrauen an das Bett des Mädchens, um sie ankleiden zu helfen, und geleiteten sie darauf zum Herzog, der sie fragte, wie es gegangen sei. »Gut«, sagte die Tochter, »denn ich habe getan, was Ihr mir aufgetragen. Es ist allerdings einer dreimal zu mir gekommen, und jedesmal habe ich ihn beschmiert.« Der Doge sandte gleich nach den Männern aus, mit denen er sich beraten, und sagte: »Ich habe den guten Freund erwischt und darum habe ich zu euch geschickt; wir wollen miteinander hingehen und nachsehen.« Sie gingen in den Saal und beschauten bald diesen, bald jenen, und da sie alle beschmiert sahen, brachen sie in ein schallendes Gelächter aus. »Fürwahr«, sagten sie, »das ist der größte Schlaukopf, den man je gefunden hat.« Nur zu gut merkten sie, daß einer die anderen alle beschmiert hatte. Als nun einer wie der andere von diesen Jünglingen sich beschmiert sah, hatten sie untereinander den größten Jubel und Spaß darüber. Der Doge verhörte sie allesamt, und da er nicht ausforschen konnte, wer es gewesen, entschloß er sich dennoch, es herauszubringen. Er versprach also dem, der es gewesen sei, seine Tochter mit einer reichlichen Mitgift zur Ehe, dazu volle Verzeihung, da es nur ein Mann von schärfstem Verstande sein könne. Als nun Ricciardo den Entschluß des Dogen sah und vernahm, ging er insgeheim zu ihm und vertraute ihm alles von Anfang bis zu Ende. Der Doge umarmte ihn und vergab ihm, und unter großen Feierlichkeiten wurde ihm seine Tochter angetraut. Ricciardo faßte wieder Mut und wurde ein so hochherziger, wackerer und tüchtiger Mann, daß fast die ganze Staatsverwaltung in seine Hand kam. So lebte er noch lange in Frieden und geliebt von der ganzen Bürgerschaft Venedigs. | ||
+ | </poem>}} | ||
+ | |||
+ | aus Hanns Floerke (Hg.): ''Liebesnovellen der italienischen Renaissance'', München 1918 | ||
+ | |||
+ | [[Benutzer:Tilberg|Tilberg]] 11:30, 16. Jul. 2022 (CEST) |
Version vom 11:30, 16. Jul. 2022
Lichterkrebse und Banu Sasan
Das mit der Schildkröte mit einer Kerze auf dem Rücken klingt ja genau wie Der Meisterdieb. Irre. Cooles Wandermotiv. Tilberg 15:29, 31. Mai 2022 (CEST)
- Banu Sasan nennt sich diese Diebesgruppe mit den beherzten & bekerzten Schildkröten. Tilberg 22:37, 31. Mai 2022 (CEST)
- mehr dazu. Es handelt sich um Forschung von Bosworth (der aus der Fußnote, Bhur). Tilberg 22:40, 31. Mai 2022 (CEST)
- Artikel von Bosworth in der EI - Abu Dulaf, eine Primärquelle - noch was Tilberg 22:49, 31. Mai 2022 (CEST)
- Hauptquelle für die Kerzenkröten als Diebestaktik scheint Jaubari im 13. Jhd zu sein. Der hat aber wohl auch nur kompiliert, was er so alles über Diebe gelesen hat. Weiß Gott, wo das mit den Kerzen herstammt. Ich halte das jedenfalls für ein Märchenmotiv, das einmal hier im Orient aufpoppt und einmal in Grimms Märchen; das hängt sicher irgendwie zusammen, aber wer weiß wie. Und dann taucht das Motiv natürlich abgewandelt und wohl vom Grimmschen Märchen stammend bei Huckepuck im Mosaik auf. Tilberg 23:17, 31. Mai 2022 (CEST)
- Hier mal ein Beispiel für das Motiv bei einem albanischen Märchen über einen Zigeuner-Oberpriester. Die Banu Sasan oben klingen ja auch sehr nach typischem Fahrenden Volk. Tilberg 00:12, 1. Jun. 2022 (CEST)
- Das Meisterdieb-Märchen gibt es auch bei Bechstein. Sowohl Grimm als auch Bechstein haben es von einem thüringischen Mundartsammler, Georg Friedrich Stertzing. Dort ist die Sache mit den Kerzenkrebsen drin. Interessant: Eine sehr ähnliche frühere Form ist ein italienisches Märchen von Gianfrancesco Straparola aus dem 16. Jhd. über den Trickster Cassandrino. Praktisch haargenau dieselbe Geschichte ....... aber ohne Kerzenkrebse! Die müssen irgendwann von woanders in das Märchen gelangt sein, das Stertzing niederschrieb. Ganz so überraschend ist das nicht, denn das Motiv fehlt ja auch bie der Urform des Meisterdiebs bei Herodot (Rhampsinit und der Meisterdieb). Ob es ein Wandermotiv speziell aus der Zigeunerüberlieferung ist? Das wegen des ähnlichen Sujets irgendwann in das Meisterdiebmärchen eingearbeitet wurde? Ich bleibe dran! Tilberg 00:37, 1. Jun. 2022 (CEST)
- Hier noch eine Meisterdiebvariante aus Norwegen[1]. Die Übertölpelung des Pfarrers ist auch hier dabei, dem vorgegaukelt wird, er komme in den Himmel, wenn er in den Sack steigt. Aber auch hier: keine Kerzenkrebse. Tilberg 00:56, 1. Jun. 2022 (CEST)
- Hier noch die Vorlage für Grimm und Bechstein, das thüringische Märchen: [2]. Die Stelle mit den Kerzenkrebsen ab S. 297. Tilberg 01:07, 1. Jun. 2022 (CEST)
- [3] zeigt, daß das Grimm-Märchen auch im englischen Sprachraum bekannt ist. Vermutlich kein unabhängiger Beleg für unser Motiv. Tilberg 12:23, 1. Jun. 2022 (CEST)
- [4] Das hier ist sehr spannend. Da ist tatsächlich von einem Zigeuenermärchen die Rede, das die Kerzenkrebse enthählt. Ab S. 118. "Die zwei Diebe", ein Zigeunermärchen aus Rumänien, publiziert 1878. Oh Mann! Wir kommen näher. Tilberg 12:29, 1. Jun. 2022 (CEST)
- Das ist natürlich NACH Grimm erschienen, kann also auch darauf beruhen. Kann aber auch genauso gut ein echt altes Zigeunermärchen sein, das wiederum die Grimm-Stertzing-Variante beeinflußte. Es ist auch insofern spannend, als es wie aus zwei Teilen zusammengepappt erscheint. Erst die ganzen Motive aus Rhampsinit (inkl. abgeschnittenem Kopf und trunkenen Wachen), und erst danach liefert der Dieb dem König mehrere Proben seiner Kunst, darunter die Pfarrer-Kerzenkrebs-Sache. Als ob zwei Märchen mit ähnlichem Sujet (meisterhafter Dieb) zusammengefügt wurden. Tilberg 12:48, 1. Jun. 2022 (CEST)
- Hier der ganze Text dieses rumänischen Zigeunermärchens. Und hier die uns interessierende Passage:
- [3] zeigt, daß das Grimm-Märchen auch im englischen Sprachraum bekannt ist. Vermutlich kein unabhängiger Beleg für unser Motiv. Tilberg 12:23, 1. Jun. 2022 (CEST)
And he went to the thief. 'Well, my fine fellow, I will give you my daughter, and you shall become king in my stead, if you will steal the priest for me out of the church.' Then the thief went into the town, and got three hundred crabs and three hundred candles, and went to the church, and stood up on the pavement. And as the priest chanted, the thief let out the crabs one by one, each with a candle fastened to its claw; he let it out. And the priest said, 'So righteous am I in the sight of God that He sends His saints for me.' The thief let out all the crabs, each with a candle fastened to its claw, and he said, 'Come, O priest, for God calls thee by His messengers to Himself, for thou art righteous.' The priest said, 'And how am I to go?' - 'Get into this sack.' And he let down the sack; and the priest got in; and he lifted him up, and dragged him down the steps. And the priest's head went tronk, tronk. And he took him on his back, and carried him to the king, and tumbled him down. And the king burst out laughing. And straightway he gave his daughter to the thief, and made him king in his stead. |
- Südslawische Variante: Vom Burſchen, der ſich auf Zigeunerſtreiche verſtand. Publiziert 1883. Mit Pfarrer und Kerzenkrebsen:
Der Graf hielt sein Läugnen nur für Verſtocktheit und erſann etwas, um den Pfarrer zu züchtigen. „Der Zigeuner hat mich um den Ring gebracht, er wird auch dies ausführen können,” dachte er ſich, ließ den Zigeuner ſelbſt vor ſich rufen und ſagte zu ihm: „Wenn du den Pfarrer ſplitternackt in meinen Saal ſchaffſt, bekommſt du noch tauſend Gulden.“ — Antwortete der Zigeuner: „Soll geſchehen.“ — Der Zigeuner machte ſich gleich auf den Weg zum Fluß, ſieng eine große Menge Krebse, kaufte bei einem Lebzeltner eine Menge Wachslichtel und begab ſich unbemerkt in die Kirche. Dort klebte er auf jeden Krebs ein Kerzlein, zündete es an und ließ den Krebs frei. Die Dunkelheit war ſchon angebrochen und die Krebse ſchlurrten in der Kirche wie Geiſter herum. Vor die Kirchenthüre legte er noch einen großen, langen Sack, ſtellte ſich dann auf den Hochaltar hinauf und wartete der kommenden Dinge. Als der Pfarrer zum Ave Maria Geläute in die Kirche beten kam, ließ ſich der Zigeuner vom Altar herab vernehmen: „Wer in den Himmel kommen will, werfe das irdiſche Gewand ab und krieche in den Sack dort hinein.“ Der Pfarrer hörte dieſe Worte und dachte ſich: „Eine ſo ſchöne Gelegenheit in den Himmel zu kommen, dürfte nicht bald ſich wiederfinden, alſo ſchnell in den Sack hinein.“ — Im Nu war er drinnen; der Zigeuner ſtieg ſchnell von Altar herab und band den Sack feſt zu. Dann lud er ihn auf den Rücken, gieng ins Schloß und ſchleifte den Sack über die Treppe hinauf in den Saal, der ſeitlich beleuchtet war und wo eine Menge hoher Herrſchaften darauf wartete, den Pfarrer in ſeiner ganzen Nacktheit zu ſehen. Der Zigeuner band den Sack auf, der Pfarrer lugte heraus, ſah alles hell erleuchtet, dachte, er ſei wirklich im Himmel angelangt, und kroch ſchleunigſt aus dem Sacke heraus. Die Herren brachen bei ſeinem Anblick in ein ſchallendes Gelächter aus. Sofort erkannte der Pfarrer den Ort, wo er ſich befinde und verkroch ſich unterm Tiſch. |
Tilberg 13:27, 1. Jun. 2022 (CEST)
So, hier mal wieder was zum eher orientalsichen Teil der Überlieferung, mit Schildkröten statt Krebsen: [5] Tilberg 13:56, 1. Jun. 2022 (CEST)
- In der Märchenforschung ist das Motiv natürlich bekannt, hätte ich mir gleich denken können: Lichterkrebse bzw Candles on the crayfish, AaTh/ATU 1740. Tilberg 07:28, 23. Jun. 2022 (CEST)
Hier der Eintrag in der Enzyklopädie der Märchen. Man beachte: Eine Menge der von mir oben zusammengetragenen Beispiele werden auch hier erwähnt, inkl. der Verknüpfung mit dem Motiv AaTh 1525 (Meisterdieb). ABER (haha!) die Verbindung mit den Banu Sasan scheint hier nicht bekannt zu sein! Da hätten wir hier tatsächlich Forschungsarbeit geleistet. Tilberg 07:44, 23. Jun. 2022 (CEST)
Hier ein Link zu einschlägiger Literatur: Leopold Kretzenbacher: Meisterdieb-Motive. I. Anton Bruckner und die Lichterkrebse. II. Frühe italienische und französische Zeugnisse zum Humanistenschwank vom Betrug mit den Lichterkrebsen, in: Leopold Schmidt: Wunder über Wunder. Gesammelte Studien zur Volkserzählung = Raabser Märchen-Reihe 1, Wien 1974 (ab S. 137) Tilberg 07:53, 23. Jun. 2022 (CEST)
- Aufhänger für diesen Artikel ist, daß unsere Kerzenkrebs-Geschichte in einer Anekdote vom jungen Anton Bruckner wieder auftaucht. Irre. Tilberg 07:58, 23. Jun. 2022 (CEST)
- Äh, ich finde deine Begeisterung für das Kerzenschildkrötenmotiv bewundernswert, aber wo ist genau der Bezug zum Mosaik? Kommt das da irgendwo vor? Nafi 10:41, 23. Jun. 2022 (CEST)
- Aber ja doch, steht doch auch hier weiter oben. Bei Huckepuck. das basiert mMn auf dem Meisterdieb-Märchen von den Brüdern Grimm, und speziell auf dem Lichterkrebsmotiv daraus. Auch wenn es im Mosaik keine Krebse sind, sondern ein Sumpf. Tilberg 11:19, 23. Jun. 2022 (CEST)
- Eine Variante des Motivs, die bei Aarne-Thompson ebenfalls unter Nr 1740 abgehandelt wird, ist die mit brennenden Kerzen bestückte Ziege, die ein ganzes Dorf abfackelt. Das haben wir ebenfalls in der Runkelserie mit der Leuchtfeuerziege. Zufall? Tilberg 13:46, 23. Jun. 2022 (CEST)
- Aber ja doch, steht doch auch hier weiter oben. Bei Huckepuck. das basiert mMn auf dem Meisterdieb-Märchen von den Brüdern Grimm, und speziell auf dem Lichterkrebsmotiv daraus. Auch wenn es im Mosaik keine Krebse sind, sondern ein Sumpf. Tilberg 11:19, 23. Jun. 2022 (CEST)
Hier mal die oben in der Enzyklopädie der Märchen erwähnte Sage über die ERroberung der Burg Klauberg in der Wetterau:
Von dem Glauberg Zur Zeit als die Römer in Deutschland lagen, wohnte ein Ritter auf dem in der Wetterau gelegenen Schloße Klauberg und hielt die Feste wohlverwahrt mit Kämpfern. Ein Fürst, Conrad von Isenburg, beschloß die Feste zu nehmen: in einer Nacht nahm man eine Menge Krebse, hing ihnen brennende Lämpchen an und ließ sie im Thale umher kriechen. Die Besatzung, überrascht von einem solchen seltsamen Schauspiel, begab sich, neugierig zu sehen, wie es damit beschaffen, nach und nach aus der Feste und selbst die äußersten Wächter derselben verließen ihre Posten; alsbald drangen die versteckten Krieger hervor, und nahmen die Feste in Besitz. Konrad, der gelobte, wenn ihm diese List gelänge, ein Kloster in dieser Gegend zu bauen, bauete alsbald ein Kloster, und noch jetzt steht daselbst das Konrads-Kloster. Die Klauburg liegt in ihren Trümmern. |
Zitiert nach Heriner Boehncke und Hans Sarkowicz (Hgg.): Der fremde Ferdinand. Märchen und Sagen des unbekannten Grimm-Bruders = Die andere Bibliothek Band 428, Berlin, Aufbau-Verlag 2020.
Die haben das aber auch nur aus Gerd Hoffmann und Heinz Rölleke (Hgg.): Der unbekannte Bruder Grimm. Deutsche Sagen von Ferdinand Philipp Grimm (aus dem Nachlaß), Düsseldorf/Köln, Diederichs 1979. Tilberg 15:27, 24. Jun. 2022 (CEST)
- Auch wenn man sich wünschen würde, daß diese Burgeroberung eine Mosaikquelle gewesen könnte, kann sie den Mosaikmachern nicht bekannt gewesen sein. Sie erschien ja erst 1979 erstmals in einer Märchensammlung, die aus Ferdinand Grimms Nachlaß herausgegeben wurde. Aber nett zu sehen, daß nicht nur die Mosaikautoren die Idee hatten, sich von der Lichterkrebs-Geschichte zu einer Burgeroberung inspirieren zu lassen. Tilberg 15:29, 24. Jun. 2022 (CEST)
Meisterdieb in Island
CXXVII. Rikkur, der listige Baumeister. |
aus Adeline Rittershaus: Die neuisländischen Volksmärchen. Ein Beitrag zur vergleichenden Märchenforschung, Halle 1902, S. 451ff
Tilberg 11:21, 16. Jul. 2022 (CEST)
Und hier der Text dieser oben von Rittershaus kurz widergegebenen Novelle von Ser Giovanni: (https://www.projekt-gutenberg.org/floerkeh/liebesno/chap003.html)
Ser Giovanni Fiorentino |
aus Hanns Floerke (Hg.): Liebesnovellen der italienischen Renaissance, München 1918
Tilberg 11:30, 16. Jul. 2022 (CEST)