Bearbeiten von Märchen von der schönen Prinzessin und dem klugen Baumeister
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:Eines Tages erschien der Architekt mit einer großen Kiste, in der sich angeblich die Prinzessin befände, vor dem König. Auf dessen Verlangen öffnete er die Kiste und tausend Mäuse kamen heraus. In panischer Furcht floh der König vor den Mäusen außer Landes. Dass er solche Angst vor Mäusen hatte, wusste niemand außer ihm selbst und seiner Tochter. Das Volk wählte den Architekten zum neuen König und die Prinzessin wurde seine Frau. Sie regierten "millionenmal Millionen Jahre" über ihr glückliches Volk. | :Eines Tages erschien der Architekt mit einer großen Kiste, in der sich angeblich die Prinzessin befände, vor dem König. Auf dessen Verlangen öffnete er die Kiste und tausend Mäuse kamen heraus. In panischer Furcht floh der König vor den Mäusen außer Landes. Dass er solche Angst vor Mäusen hatte, wusste niemand außer ihm selbst und seiner Tochter. Das Volk wählte den Architekten zum neuen König und die Prinzessin wurde seine Frau. Sie regierten "millionenmal Millionen Jahre" über ihr glückliches Volk. | ||
- | So richtig vermag das Märchen Sibylla nicht aufzumuntern, doch kurz darauf übertölpelt sie die [[Wächter des goldenen Käfigs|beiden Wächter]] ihres Gemachs, indem sie sie wie der schlaue Baumeister aus dem Märchen mit Wein | + | So richtig vermag das Märchen Sibylla nicht aufzumuntern, doch kurz darauf übertölpelt sie die [[Wächter des goldenen Käfigs|beiden Wächter]] ihres Gemachs, indem sie sie wie der schlaue Baumeister aus dem Märchen mit Wein betrunken macht. Dabei bleibt offen, ob diese Idee vom [[Löwe Sachmet|Löwen Sachmet]] oder von Sibylla selbst kommt. Kaum liegen die Wachen jedenfalls im Saufkoma, lässt sie durch Sachmet das Gitter ihres Zimmers herausreißen und flieht. |
== Hintergrund == | == Hintergrund == | ||
- | Die Vorlage für dieses Märchen ist die Sage ''[[Rhampsinit und der Meisterdieb]]'' aus den ''Historien'' des [[Herodot]] (5. Jhd. v.u.Z.). Sie wurde umgearbeitet, um sie kindgerecht und romantisch zu gestalten, und der Meisterarchitekt und der Meisterdieb wurden in einer Figur zusammengefasst. Doch wesentliche Elemente der Geschichte blieben erhalten: der lose Stein, die List mit den zerschnittenen Weinschläuchen, die Hochzeit mit der Königstochter. Im Original befinden sich im Schatzhaus aber wirkliche Schätze; nicht der Architekt selbst, sondern seine beiden Söhne dringen immer wieder in die Kammer ein; statt seiner Perücke hinterlässt der Meisterdieb den geköpften Körper seines Bruders (der sich in einer Schlinge verfangen hatte); die Prinzessin kommt erst später als Köder ins Spiel, um den Dieb zu fassen, wird aber von diesem nicht entführt. Das Motiv mit den Mäusen ist neu | + | Die Vorlage für dieses Märchen ist die Sage ''[[Rhampsinit und der Meisterdieb]]'' aus den ''Historien'' des [[Herodot]] (5. Jhd. v.u.Z.). Sie wurde umgearbeitet, um sie kindgerecht und romantisch zu gestalten, und der Meisterarchitekt und der Meisterdieb wurden in einer Figur zusammengefasst. Doch wesentliche Elemente der Geschichte blieben erhalten: der lose Stein, die List mit den zerschnittenen Weinschläuchen, die Hochzeit mit der Königstochter. Im Original befinden sich im Schatzhaus aber wirkliche Schätze; nicht der Architekt selbst, sondern seine beiden Söhne dringen immer wieder in die Kammer ein; statt seiner Perücke hinterlässt der Meisterdieb den geköpften Körper seines Bruders (der sich in einer Schlinge verfangen hatte); die Prinzessin kommt erst später als Köder ins Spiel, um den Dieb zu fassen, wird aber von diesem nicht entführt. Das Motiv mit den Mäusen ist neu. |
Bei Pausanias (2. Jhd. u.Z.) findet sich eine ganz ähnliche Geschichte über die Brüder [https://de.wikipedia.org/wiki/Trophonios Trophonios] und Agamedes, die dem König Hyrieus von Böotien eine Schatzkammer bauten und ihn dann durch einen nur ihnen bekannten Gang bestahlen. Hyrieus ließ wie Rhampsinit Schlingen in der Kammer auslegen, in denen sich beim nächsten Raubzug der beiden Brüder Agamedes verfing. Trophonios schnitt ihm den Kopf ab, um seine Identität zu verbergen, und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Später wurde er zu einem Orakelheiligen der böotischen Stadt Lebadeia. Diese Legende ist offensichtlich von Herodot inspiriert. | Bei Pausanias (2. Jhd. u.Z.) findet sich eine ganz ähnliche Geschichte über die Brüder [https://de.wikipedia.org/wiki/Trophonios Trophonios] und Agamedes, die dem König Hyrieus von Böotien eine Schatzkammer bauten und ihn dann durch einen nur ihnen bekannten Gang bestahlen. Hyrieus ließ wie Rhampsinit Schlingen in der Kammer auslegen, in denen sich beim nächsten Raubzug der beiden Brüder Agamedes verfing. Trophonios schnitt ihm den Kopf ab, um seine Identität zu verbergen, und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Später wurde er zu einem Orakelheiligen der böotischen Stadt Lebadeia. Diese Legende ist offensichtlich von Herodot inspiriert. |